Sundern. Nach einer ausgiebigen Ortsbesichtigung mit Erläuterungen von Stadtplaner Lars Ohlig an allen wesentlichen Punkten und einer intensiven Diskussion stimmte der Stadtentwicklungsausschuss über fünf zentrale Punkte des neuen Konzepts zur Innenstadtentwicklung ab, das im Februar und März im Rathaus erarbeitet worden war. Ohlig sagte, dass die Verwaltung sich ein klares Mandat der Politik holen wolle, in welche Richtung es gehen solle, bevor Detailplanungen und Gespräche mit Eigentümern, Geschäftsleuten und Investoren begonnen werden. Wirklich klar war das Mandat dann allerdings nicht, denn von den fünf Punkten, die alle in Wechselwirkung stehen und sich teils gegenseitig bedingen, wurden nur zwei mit großer Mehrheit abgesegnet. Der Röhr-Park als zentraler Punkt fand nur ganz knapp eine Mehrheit, zwei andere Punkte wurden ebenso knapp abgelehnt.
Öffnung der Fußgängerzone abgelehnt
Einig waren sich alle Ausschussmitglieder nur bei der Nutzung des Tigges-Platzes zur weiteren Einzelhandelsarrondierung. Bei der Nutzung des Bereichs Bremke-Center für Lebensmittelsortimente gab es neben vielen ja-Stimmen einige Enthaltungen aus der CDU mit dem Hinweis, dass dies ja ohnehin der Status quo sei. Bei der für den Planer ganz oben stehenden zentralen Frage des Röhr-Parks, der neben Flußrenaturierung und Hochwasserschutz auch eine deutliche Attraktivitätssteigerung für den gesamten Einkaufsbereich bringen soll, aber die Verlagerung von etwa 100 Parkplätzen in den Bereich hinter das Bremke-Center bedeuten würde, gab es ein klares Contra der CDU. Mit acht zu sieben Stimmen wurde dieser Punkt beschlossen. Bei zwei Verkehrsfragen, der Öffnung der nördlichen Hauptstraße bis zum Lockweg als Einbahnstraße und der Schließung der K 5 im Bereich zwischen Tiggesplatz und Bremke-Center für Pkw-Verkehr stimmten die Grünen nicht mit der „neuen gestalterischen Mehrheit“, sondern mit der CDU, so dass diese beiden Punkte mit jeweils sieben zu acht Stimmen abgelehnt wurden.
Baubeginn ab 2018 realistisch
Ohlig sagte auf Nachfrage, dass im günstigsten Falle mit dem Bau des Röhr-Parks bereits 2017 begonnen werden könnte. dann müssten die Gespräche mit privaten Eigentümern aber so zügig zum Abschluss kommen, dass noch im November der Antrag für Städtebauförderungsmittel gestellt werden und die müssten auch für 2017 bewilligt werden, auch wenn das Programm voraussichtlich wieder überzeichnet sei, Die hohe 90-Prozent-Förderung für die Renaturierung sei kein Problem, da hier mehr Geld zur Verfügung stehe als abgerufen werden. „Realistisch“, so Ohlig, sei für ihn ein Baubeginn ab 2018.
Etwa 100 Parkplätze werden verlegt
Etwa drei Viertel der Flächen, die für den Röhrpark benötigt werden, seien städtisch, so der Planer. Benötigt werde eine größere private Garagenfläche im rückwärtigen Bereich des Tiggesplatzes. Der Planung gut tun würde auch ein etwa zwei bis drei Meter breiter Uferstreifen im nördlichen Bereich, wo es im rückwärtigen Bereich der Häuser an der Fußgängerzone zahlreiche private Parkplätze mit einer Vielzahl von Eigentümern gibt. Die Stadt würde ihre Parkflächen im Bereich Schimmerlingshof aufgeben und im nördlichen Bereich die erste Parkplatzreihe auf der anderen Seite der Röhr. Bei einer Erneuerung der Zuwegung könne die Unterführung künftig in beide Fahrtrichtungen genutzt werden. Etwa 80 bis 100 Parkplätze würden im unmittelbaren Bereich der Innenstadt wegfallen, sollen aber durch die gleiche Zahl von Parkplätzen auf einer bisher ungenutzten städtischen Fläche hinter dem Bremkes-Center ersetzt werden. Die verbleibenden Parkplätze sollen dann bewirtschaftet werden, während die neu geschaffenen kostenlos bleiben.
Viele Parkplätze auf städtebaulich hochwertigen Flächen
Ohlig verglich die positiven Effekte, die er von einem Röhr-Park erwartet, mehrfach mit dem großen Erfolg der neuen Uferpromenade in Amecke. Neben neuer Gastronomie könnte sich auch neues Wohnen ansiedeln. Derzeit aber seien städtebaulich hochwertige Flächen, die mit einem Röhr-Park wesentlich mehr für die Innenstadt bringen könnten, mit Parkplätzen belegt. Es könne Autofahrern, die in der Innenstadt arbeiten und bisher mehrmals am Tag ihre Parkscheibe weiter drehen, zugemutet werden, etwa drei bis vier Minuten Fußweg zu ihren neuen kostenlosen Parkplätzen in Kauf zu nehmen. Zudem seien die Parkplätze in Sundern während der Geschäftsöffnungszeiten von Montag bis Freitag nur zu 65 Prozent ausgelastet. Das habe eine Untersuchung über drei Monate ergeben. „Parkplätze sind wichtig für eine Innenstadt,“ so Ohlig, „aber wenn Parkplätze das Entscheidende wären, müsste es in Sundern brummen wie blöd.“
Mehrere Varianten am Tiggesplatz
Ohlig sprach auch von einer möglichen Einbindung der alten Johannesschule in den Röhrpark, indem man deren Rückseite zum Eingangsbereich mache. Für den Tigges-Platz sind noch diverse Planungsalternativen offen. Darunter eine große Lösung mit Überplanung der alten Johannesschule und einem Geschäftsneubau auf etwa 2500 Quadratmeter Fläche, eine mittlere Lösung mit Erhalt der Johannesschule und einem Neubau auf etwa 2000 Quadratmetern und eine kleinere Lösung, bei der der Geschäftsneubau nur etwa 700 Quadratmeter umfasst und eine neue Platzsituation geschaffen wird, die die alte Schule von der Fußgängerzone in Szene setzt.
Bremke-Eigentümer investitionsbereit
Ohlig berichtete auch, dass er noch am Tag vor der Sitzung mit dem Eigentümer des Bremke-Centers gesprochen habe. Der habe erneut seine Investitionsbereitschaft bekräftigt, wolle erneuern und erweitern. Ein moderner Lebensmittelvollsortimenter auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern, der mit dem derzeitigen REWE-Markt auf 950 Quadratmeternnicht zu vergleichen sei, könne sich dort ansiedeln. Auch der Eigentümer sei der Auffassung, dass die Eingangssituation des Centers nach einem Umbau weiter zur Innenstadt ausgerichtet bleiben müsse. Ohlig sprach aber auch von Bedenken des Eigentümers gegen eine Schließung der K 5 für den Pkw-Verkehr, weil das dazu führen würde, dass ein Drittel der Bewohner der Sunderner Kernstadt bei ihrem Weg zum Bremkes-Center fast bis vor die Tür des Marktkauf-Centers umgeleitet würden. Ohlig zeigte in der Sitzung deshalb auch Sympathie für den Vorschlag, den der SUI-Vorsitzende Markus Allefeld bei der Ortsbesichtigung ins Spiel gebracht hatte. Der CDU-Politiker schlug einen Umbau wie auf dem Arnsberger Brückenplatz mit breiten, farblich abgesetzten Überwegen und großer Mittelinsel vor, um die fußläufige Verbindung von der Fußgängerzone über den Tigges-Platz bis zum Bremke-Center zu betonen und subjektiv sicherer zu machen.
Drei Brücken sollen weg
Vor der Abstimmung, die diesen Punkt verworfen hat, hatte Ohlig auch versucht, die Vorteile einer Öffnung der Fußgängerzone als Einbahnstraße bis zum Lockweg deutlich zu machen. Neben einigen zusätzlichen Parkplätzen in diesem mehr von Banken als von Geschäften geprägten Bereich wäre das vor allem eine neue Erschließung für einige private Parkplätze am Röhrufer, die eine Brücke überflüssig machen könnte. Insgesamt, so der Planer, gebe es auf dem kurzen Stück sieben Röhrbrücken. Davon könnten nach dem neuen Konzept mit dem Röhrpark drei abgerissen und durch nur eine neue Fußgängerbrücke ersetzt werden.
CDU: „Zu wenig Fußgängerzone“
Er höre immer nur rückwärtiger Bereich, Röhrufer oder Bremke-Center, aber nie Fußgängerzone, dabei gehe es doch in erster Linie um die Fußgängerzone, kritisierte Markus Schauerte (CDU) und nannte auch die Parkplatzverlagerung „bedenklich“. Andreas Bahde (BÜSU) sprach dagegen von einem „gelungenen strategischen Konzept“ und Michael Stechele (SPD) erinnerte daran, dass man jahrelang geredet habe, was zu nichts geführt habe, jetzt aber endlich etwas in der Hand halte.
Eine Antwort
Alles wieder auf Null. Wenn jetzt erst mit etlichen Grundstückseingentümern verhandelt werden muss, dann kommt erfahrungsgemäß wieder nix Zählbares dabei heraus.
Für die Parkplatzprobleme gäbe es eine Lösung: ein Parkhaus, das aber zental liegen muss und nicht irgendwo im Niemandsland hinter dem Bremke-Center. Das Parhaus in Neheim, Goethestraße ist z.B. ein „preiswertes“ Gebäude und könnte als Vorbild dienen.
Wenn sich nicht bald mal alle Poltiker zum Wohle der Stadt zusammenraufen (anstatt sich gegenseitig im Kleinkrieg zu blockieren), dann sehe ich auch für die Zukunft schwarz. Aber auch die Eigentümer und Händler im Zentrum sind gefragt.
Mir scheint, in Sundern ist es nicht mehr 5 vor Zwölf sondern schon weit nach Zwölf.
Ich würde mich gerne eines Besseren belehren lassen.