Dörnholthausen. Anlässlich der Mitgliederversammlung des Freundeskreises Kloster Brunnen e. V. referierte Monsignore Prof. Dr. Konrad Schmidt vor zahlreichen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern zum Thema „Wie katholisch ist Luther?“ In der katholischen Kirche habe sich die Sichtweise auf Martin Luther im Lauf der Zeit geändert, so der Referent. Während man ihn jahrhundertelang als Ketzer und Kirchenspalter verurteilte, gerate nun auch das Positive, was Luther der Kirche gebracht habe, in dem Blickwinkel. So würde Luther nun als Vater im Glauben, als Prophet der Freiheit und als großer Reformer angesehen.
Neue Sichtweise auf Luther
Der Buchtitel „Die Katholizität von Luther“ gab Schmidt den Anstoß zur Formulierung seiner Vortragsüberschrift. Um die Frage zu beantworten, wie lange und bis wann Luther katholisch gewesen sei, gab er einen kurzen Überblick über das Leben Luthers, der 1483 in Eisleben geboren wurde. Ein Gewittererlebnis 1505 in Erfurt brachte Luther zu den dortigen Augustiner-Eremiten. Er studiert Theologie und lebt als Mönch mit dem Namen Augustinus 20 Jahre im Kloster. 1507 erhielt er die Priesterweihe. Seit 1508 hielt er Vorlesungen in Wittenberg, wo er 1512 zum Dr. theol. promovierte. Sein Spezialgebiet war die Bibelexegese. 1521 wurde Luther vom Papst exkommuniziert. 1546 starb er in Eisleben.
Für gegenseitige Wertschätzung der Konfessionen auf Augenhöhe
Schmidt bezeichnete die Art, wie sich Luther für den Glauben einsetzt, als „urkatholisch“. Er machte zwei Vorbilder Luthers aus, zum einen den Kirchenlehrer und Heiligen Augustinus (354–430) und zum anderen den Gründer des Zisterzienser-Ordens und „letzten Kirchenvater“, den heiligen Bernhard von Clairvaux (1090–1153). So beziehe nach Augustinus der Mensch die Wertschätzung von Gott her und nicht durch sein eigenes Tun. Luther teilte diese Auffassung. Augustinus sage auch, dass die Kirche immer und jedes Mal aufs Neue reformiert werden müsse. Dieses fänden wir bei Luther wieder.
Der heilige Bernhard von Clairvaux sei, so Schmidt, ein großer Verehrer des gekreuzigten Heilandes gewesen. Eine Darstellung im Altenberger Kloster zeige denn auch die liebende Zuwendung des Gekreuzigten Bernhard und Martin Luther gegenüber, die beide unter dem Kreuz dargestellt seien. So habe Luther gesagt: „Bettler sind wir, das ist wahr.“ Er habe wie Bernhard die Auffassung, dass sich die Menschen von Gott beschenken lassen. Zusammenfassend stellte Schmidt fest, dass Katholizität und Reform in Luthers Werk vorhanden seien. Für ein ökumenisches Miteinander empfahl Konrad Schmidt eine gegenseitige Wertschätzung der Konfessionen auf Augenhöhe.