Arnsberg. Kopfrechnen war gefragt im Haupt- und Finanzausschuss. 1881 mal 23. Die Politiker, die in der selben Sitzung auch vom drohenden Haushaltsloch 2017 erfuhren, wollten es kaum glauben. 41.263 Euro wird es die Stadt Arnsberg in diesem Jahr voraussichtlich kosten, dass sie bei säumigen Rundfunkgebührenzahlern die rückständigen Beiträge eintreiben muss. „Hier stimmt etwas nicht!“, erklärte Bürgermeister Hans-Josef Vogel und kündigte an, das Thema mit den anderen knapp 400 gleichfalls betroffenen NRW-Kommunen über die Städte- und Gemeindeverbände energisch anzugehen.
Statt 23 müssten es 46 Euro sein
Die FDP-Fraktion hatte ein Anfrage gestellt und das Ergebnis verblüffte alle. Die Zahl der Vollstreckungsersuchen hat sich in den letzten drei Jahren verdreifacht. 2013 lag sie noch bei 638, in diesem Jahr im August bei 1254, was hochgerechnet aufs ganze Jahr 1881 macht. Und die 23 Euro, die die Stadt vom WDR für diese unfreiwillige Dienstleistung bekommt, reichen hinten und vorne nicht. Das Doppelte, 46 Euro, müsste der öffentlich-rechtliche Sender zahlen, damit die Stadt ihre Kosten decken kann. Das ärgert die Stadt umso mehr, weil der WDR dank der kommunalen Hilfe seine Einnahmen deutlich gesteigert hat. Allein 2014 sollen es 634 Millionen Euro mehr gewesen sein.
Vollstreckungen sprunghaft angestiegen
Die hohe Steigerung der Fallzahlen wird einerseits auf die schlechte finanzieller Situation vieler Haushalte zurückgeführt, andererseits aber auch auf das neue Gebührensystem. Während früher Geräte bei der GEZ angemeldet wurden, sind nun Haushalte zur Zahlung der Rundfunkgebühr verpflichtet. An die Daten der Haushalte kommen die Rundfunkanstalten über einen Meldeabgleich bei den Einwohnermeldeämtern. Da nun wesentlich mehr Zahlungspflichtige erfasst werden, ist auch die Zahl der Vollstreckungsmaßnahmen sprunghaft gestiegen.
Schwierige und aufwändige Aufgabe
Zudem hat die Stadt eine erhebliche Unruhe und Zahlungsunwilligkeit festgestellt. Im Internet werde über viele verschiedene Foren aufgerufen, keine Zahlungen zu leisten, da die Erhebung der Rundfunkbeiträge durch den Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio ungerecht und nicht rechtmäßig sei. Die Vollstreckung der Rundfunkbeiträge sei eine schwierige und aufwändige Aufgabe. Dabei würden gemeinsam mit den Schuldnern, die auf den Feststellungsbescheid und die Zahlungsaufforderungen des WDR nicht reagiert haben, auch die vergangenen Beitragsjahre zusammen
gestellt, Überzeugungsarbeit geleistet und Unterlagen für Befreiungstatbestände besorgt.
Inkassodienst nur letzte Möglichkeit
In rund 60 Prozent der Fälle erreichen die städtischen Mitarbeiter ihr Ziel und die Gebühren werden nachbezahlt. Die restlichen Fälle gehen an einen privaten Inkassodienst, der nach Auffassung der Stadt auch sofort eingeschaltet werden könnte. Der Inkassodienst ist nur noch in neun Prozent der Fälle erfolgreich, kommt aufgrund seiner hohen Inkassogebühren allerdings auf seine Kosten.