Neheim. Ungewöhnliche Untersuchungsobjekte im Computertomografie-Labor von BJB: Wo das Neheimer Lichttechnik-Unternehmen eigentlich LED-Produkte und Fassungen untersucht, machen Ingenieur Daniel Tauber und sein Team jetzt auch Röntgenbilder von Nagerschädeln. Von Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas & Co.. Auftraggeber ist der Mescheder Tierarzt Dr. Stefan Gabriel. Er verfasst ein Fachbuch über Zahnkrankheiten von Nagetieren und informiert regelmäßig Tierarzt-Kollegen über dieses Thema – bei BJB gefertigte CT-Aufnahmen und Nager-Modelle sind für ihn dabei von großem Wert.
Kaninchen mit Zahnschäden
Die Nagerkiefer liegen gut geschützt in einem Holzkasten. Zart sind sie, mit winzig kleinen Zähnen. Vorsichtig nimmt Dr. Gabriel einen kleinen Kaninchenschädel heraus. Er erklärt, dass dieses Tier massive Zahnschäden hat, weil es falsch ernährt worden ist – letztlich ist es quasi am randvollen Futtertrog verhungert. Solche Diagnosen sind nicht einfach – CT-Aufnahmen bringen Dr. Gabriel und mit ihm die gesamte Veterinärmedizin ein gutes Stück voran. „Es ist ein Vorstoß ins Unerforschte“, sagt der Tierarzt. Im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es maximal fünf Mediziner, die sich mit Zahnkrankheiten von Nagern so gut auskennen wie Dr. Gabriel. Entsprechend gefragt ist der Experte aus dem Sauerland. Er hält Vorträge und bietet an der Uni München Fortbildungskurse an.
Die Röntgenbilder aus dem BJB-CT bilden die Nagerschädel auf 100stel Millimeter genau ab. Damit sind sie exakter als CT-Bilder, die in der Humanmedizin von Menschen gemacht werden. „Beim lebenden Menschen sind die Mediziner bestrebt, die Strahlendosis möglichst gering zu halten. Wir können dagegen alles aus den Untersuchungsobjekten herausholen“, sagt Daniel Tauber, „totes Material kann man so lange bestrahlen, wie man möchte.“ In ganz NRW, so schätzt Daniel Tauber, gibt es maximal zehn solcher industrieller CT-Geräte.
Exakte Modelle aus Kunststoffpulver
Das BJB-CT-Labor liefert Dr. Gabriel nicht nur CT-Bilder. Die dort gewonnenen Daten werden genutzt, um Teile zu sintern. Das ist ein Verfahren, bei dem aus Kunststoffpulver Schicht für Schicht ein Modell entsteht, das bis ins allerkleinste Detail dem Original-Tierschädel entspricht. Auch eine solche Anlage gehört zum BJB CT-Labor. Der Veterinärmediziner ist von dieser Möglichkeit begeistert: „Ich kann die Schädel bei meinen Vorträgen herumreichen, ohne dass ich fürchten muss, dass die empfindlichen Teile zerstört werden“, sagt er, „und in meiner Praxis zeige ich sie den Tierbesitzern, die damit die Probleme ihrer Tiere buchstäblich begreifen können.“ Bei den gesinterten Objekten sind beliebige Vergrößerungen und Einfärbungen möglich: „Die sind so gut, dass sich Veterinäre über die Größe von Meerschweinchenschädeln wundern. So täuschend echt sehen sie aus.“
Etliche Unternehmen nutzen BJB-Labor
Die Möglichkeit, Nagerschädel bei BJB im industriellen CT zu untersuchen, war für Dr. Gabriel eher ein Zufallsbefund: Max, der Hund von Laborleiter Daniel Tauber, musste wegen Zahnschmerzen beim Mescheder Spezialisten behandelt werden. Dabei kamen Tierarzt und Herrchen ins Gespräch über die BJB-Computertomografie. Mittlerweile hat Daniel Tauber zig Tierkiefer im CT untersucht. Und das ist nicht alles: Etliche Unternehmen lassen mittlerweile im BJB-Labor ihre Metall- und Kunststoffteile durchleuchten. Die Palette reicht von kleinen Zulieferteilen für die Automobilindustrie über Töpfe und Tiegel für die Kosmetikindustrie bis hin zu kompletten Autoscheinwerfen. „Wir machen rund 5000 Messungen im Jahr, haben 1500 Aufträge jährlich. Damit ist die Anlage knapp sieben Stunden täglich im Betrieb“, bilanziert Daniel Tauber, „die Nager-Schädel sind allerdings ein Highlight – eines hatte sogar Schinken-Aroma.“