Arnsberg. Der Fußballkreis Arnsberg reagiert auf zunehmende Gewalt auf den Plätzen – insbesondere auch beim Spielabbruch der Partie Langscheid/Enkhausen II gegen SC Neheim II – und hat alle Meisterschaftsspiele der Kreisligen A bis D bis einschließlich Sonntag, 12. November 2017 im Fußballkreis Arnsberg abgesetzt – und neu für den 18. Februar 2018 angesetzt. Von dieser Maßnahme, die FLVW-Kreisvorstand, Kreis-Fußball-Ausschuss und Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss gemeinsam entschieden haben, sind lediglich die Frauenspiele und Jugendspiele ausgenommen.
Attacken gegen Schiedsrichter
Dazu Michael Ternes, Vorsitzender des Kreis-Fußball-Ausschusses: „Noch nicht einmal die Hälfte der Meisterschaftsspiele im Seniorenbereich sind in der Saison 2017/2018 gespielt, da berichtet der Kreisschiedsrichterausschuss wieder von einer Attacke gegen einen jungen Schiedsrichterkollegen in der B‑Liga, die zum Spielabbruch führte. Sogar mit anschließendem vorsorglichen Polizeieinsatz.“ Nur zu gut sei der Faustschlag vom 1. Oktober 2017 gegen einen jungen Unparteiischen in Erinnerung, den alle zutiefst verurteilt hätten. Aber leider, so Ternes, seien die Bekundungen und Empörungen, dass so etwas doch unmöglich sei und so etwas sich auf keinen Fall wiederholen dürfe, nicht von langer Dauer gewesen. Immer wieder seien in den letzten Wochen Pöbeleien sowie Beschimpfungen gegen die Unparteiischen, aber auch gegen Spieler und Offizielle auf und neben dem Platz vorgekommen, hätten sogar weiter zugenommen.
Alarmsignal: Schiedsrichter hören auf
„Der FLVW Kreis Arnsberg möchte dem massiv entgegen wirken“, so Ternes. „Unser Kreisschiedsrichterausschuss hat uns gerade heute darauf hingewiesen, dass er im Rahmen der Fürsorgepflicht für unsere Schiedsrichter es nicht zulassen kann, dass die Verunglimpfungen der Schiedsrichter bald schon an der Tagesordnung sind.“ Denn: Man stelle gerade in den letzten Monaten eine Vielzahl von Abmeldungen von aktiven Fußballschiedsrichtern fest. Eine Vielzahl von Schiedsrichtern wolle sich die Verunglimpfungen nicht mehr gefallen lassen und lieber aufhören, als weiterhin das Ventil für unsachlichen Frust auf dem Sportplatz zu sein. „Fakt: Der Bestand ist in unserem Kreis unter 100 aktive Schiedsrichter gesunken. Ein Alarmsignal, um den Spielbetrieb noch aufrecht zu halten“, so Ternes.
Beschimpfungen und tätliche Angriffe
Am letzten Spieltag seien allein elf rote Karten und drei gelb-rote Karten in den Kreisligen A bis D gezeigt worden. Nicht wegen Notbremsen oder Foulspiel. Nein, auch Kopfstöße gegen Mitspieler seien nun schon mit steigender Tendenz festzustellen, so der Staffelleiter. „Wenn es aber so weiter geht, gibt es bald keinen Fußballsport mehr. Wir im FLVW Kreis Arnsberg wollen, dass die Spieler, Offizielle und Zuschauer sich wieder besinnen, dass der Fußballsport zwar von Emotionen lebt, aber nicht von Pöbeleien, Beschimpfungen und tätlichen Angriffen gegen Zuschauer, Offizielle, Spieler und Schiedsrichter. Wir möchten die Spieler, Schiedsrichter, Offiziellen und Zuschauer schützen. Sie sollen wenigstens hier im FLVW Kreis Arnsberg das Hobby Fußballsport ohne Probleme ausüben und dem Spiel beiwohnen können.“
„Einmal in sich gehen!“
Einheitlich hätten deshalb alle Gremien im FLVW Arnsberg beschlossen, allen Beteiligten am Fußballsport – aber gerade denen, die den Sport nur als Frustventil in der Art sehen, durch Aggressionen gegenüber der überwiegenden Anzahl von Sportlern, die den Sport friedlich ausüben oder dem Spiel friedlich beiwohnen – Gelegenheit zu geben, einmal in sich zu gehen und ihre Einstellung zu überprüfen, ob der Fußballsport überhaupt noch „ihr Sport ist“. „Wir sind der Meinung, der Fußballsport braucht keine Krakeeler, Schläger, Beleidiger.“
Auch Kritik: „Trifft die Falschen“
Eine Maßnahme, die überregional für Aufmerksamkeit sorgt und auch für die Bild-Zeitung eine Schlagzeile wert ist. Die Reaktionen sind nicht nur positiv. Siegfried Huff, Sunderner Lokalpolitiker und seit 30 Jahren Schiedrichter, sagt: „Diese Reaktion ist aus meiner Sicht nicht die geeignete Maßnahme. Was fehlt, ist die unverzügliche Ahndung durch die Sportgerichtsbarkeit und die konsequente Ausnutzung der zulässigen Strafbestimmungen. Spielverbote für alle bedeutet kollektives Bestrafen auch der großen Mehrheit der fairen Fußballer. Dies darf es nicht geben.“
Hoffen auf neue Impulse
„Leider treffen allgemeine Maßnahmen auch immer Falsche. Aber nur alle können helfen, die Sachen, die den Fußballsport ungemein schaden, wieder in den Griff zu bekommen“, so Michael Ternes. „Vielleicht werden an diesem Sonntag wieder neue Impulse für Fairness und sportliches Miteinanderumgehen in Gang gesetzt, wenn bei den Betroffenen, die dem Sport schaden, gerade ihr Spiel ausfällt. Das hoffen alle Gremien im FLVW-Kreis Arnsberg.“