Arnsberg/Sundern/HSK. Niedrigzinsen belasten Sparer und Banken, dies zeigte sich im zurückliegenden Geschäftsjahr so deutlich wie nie zuvor. Dennoch sehen sich die Sparkassen im Hochsauerlandkreis gut für die Zukunft gewappnet und ziehen für das zurückliegende Geschäftsjahr eine positive Bilanz. „Trotz aller Herausforderungen haben alle Sparkassen im Hochsauerlandkreis ihre Marktposition gefestigt und weiter ausgebaut“, sagte Peter Schulte, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Meschede, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der vier Sparkassen Arnsberg-Sundern, Meschede, Schmallenberg und Hochsauerland. Die Kundeneinlagen er Institute stiegen 2016 um 5,4 Prozent, die Ausleihungen legten um 5,7 Prozent zu. „Damit wuchsen die Sparkassen im Hochsauerlandkreis fast doppelt so stark wie der Durchschnitt der 68 Sparkassen in Westfalen-Lippe“, freuten sich die Vorstände. Die Gesamtbilanzsumme erhöhte sich um 4 Prozent auf 3,57 Milliarden Euro.
Niedrigzins und Regularien belasten
Peter Schulte schilderte die großen Herausforderungen der Zeit, in der die Europäische Zentralbank erstmals in ihrer Geschichte den Leitzins auf null gesenkt habe. Für Sparer gebe es kaum sichere und dennoch lukrative Anlagemöglichkeiten. Niedrigzinsen belasteten aber auch die Banken und Sparkassen. Einnahmen durch Kredite sänken weil der Unterschied zwischen dem Sparzins, den sie zahlen müssen, und dem am Markt erreichbaren Kreditzins, gesunken sei. „Wenn sie die Einlagen nicht als Kredite weitergeben können, müssen die Kreditinstitute ihre Gelder womöglich bei der Europäischen Zentralbank parken – und dafür Strafzinsen zahlen, weil der sogenannte Einlagenzinssatz negativ ist.“
Hinzu kämmen steigende Anforderungen der Bankenaufseher und die daraus entstehenden regulatorischen Belastungen. „Diese erschweren insbesondere den kleinen Sparkassen das Geschäft erheblich.“ Sparkassen seien zudem der Gemeinnützigkeit verpflichtet. „Dazu gehört das Konto für Jedermann. Sparkassen wählen ihre Kunden nicht aus, sondern stellen jeder Bürgerin und jedem Bürger diese Leistung bereit, ungeachtet dessen, ob das profitabel ist.“
Kunde entscheidet sich aktiv für die Internetfiliale
Die Onlinequote steigt stetig von Jahr zu Jahr. Das zeige, dass der Kunde diese bequeme Art, Geldgeschäfte zu tätigen wünscht. „Das Internet lässt Kunden und Geldinstitute näher zusammenrücken. Kundennähe muss unter diesen Vorzeichen neu definiert werden. Nähe kann heute auch bedeuten, dass nicht mehr in jeder Ortschaft eine Sparkassengeschäftsstelle vorhanden ist“, ist sich Peter Schulte sicher. Eine flächendeckende Versorgung mit Bankdienstleistungen sei mit 68 Sparkassen-Standorten weiterhin gegeben. Mit Internetfiliale, Sparkassen-App und ePostfach seien die Sparkassen im Hochsauerlandkreis bereits gut aufgestellt. Doch müssten die Institute fortlaufend weitere Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung meistern. „Kunden kommen heute im Durchschnitt nur einmal jährlich in die stationäre Filiale, besuchen aber 348 Mal das Internetportal der Sparkassen. Dies wird Auswirkungen auf die Art der Filialen im Geschäftsgebiet haben. Der Kunde selbst entscheidet sich aktiv für die Internetfiliale“, betont Peter Schulte. „Die Sparkassen werden sich aber nicht zu einer reinen Onlinebank entwickeln.“ Das Ziel sei es, bedarfsgerechte Lösungen für alle Kunden zu schaffen. „So wollen wir in schwierigen Zeiten die Kundenzufriedenheit weiter erhöhen und werden den Anforderungen als geschätzter Partner und Problemlöser der Geschäfts- und Privatkunden gerecht.“
Hohe Nachfrage nach Immobilienkrediten
„Die niedrigen Zinsen treiben die Nachfrage nach Krediten an. Kunden neigen aufgrund niedriger Hypothekenzinsen dazu, ihr Geld in Immobilen anzulegen, was zu einer hohen Nachfrage nach kreditfinanzierten Häusern und Wohnungen und zu steigenden Preisen für Immobilien führt“, berichtet Peter Wagner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hochsauerland. Noch sehe die Bundesbank keine übertriebene Entwicklung auf diesem Sektor. Doch der Trend zum Schuldenmachen sei deutlich vorhanden. „Die Sparkassen tätigen ihre Kreditvergabe jedoch mit Augenmaß“, so Wagner. „Um eine Immobilienblase zu vermeiden sind die Sparkassen sehr darauf bedacht, nur solide Kredite in ihrem Bestand zu führen. Wir prüfen die individuelle Situation jedes einzelnen Kunden sehr sorgfältig. Gerade so beweisen wir Verantwortung und zeigen uns als zuverlässiger Partner der Kunden.“
Die Baufinanzierungskredite stagnieren derzeit auf hohem Niveau. Auch Eigenheimbesitzer gaben fleißig Geld für Erhalt und Wertsteigerung ihrer Immobilie aus. Geförderte, energiesparende Sanierungen finanzierten die Sparkassen im Hochsauerlandkreis mit 11,1 Millionen Euro. Das ist ein Plus von fast 45 Prozent. Auch das private Konsumgeschäft zieht aufgrund der Niedrigzinsen zunehmend an. Die Bilanz weist mit einer Summe von 58,6 Millionen Euro Neubewilligungen ein Plus im Vergleich zum Vorjahr in Höhe von 2,4 Prozent aus. „So beflügeln die niedrigen Zinsen die Nachfrage und damit auch die Wirtschaft.“
Gesamtausleihe bei 2,7 Milliarden Euro
„Mit einem Marktanteil von rund 57 Prozent sind die Sparkassen im Hochsauerlandkreis der wichtigste Finanzdienstleister für Privat- und Geschäftskunden in der Region“, weiß Peter Wagner.
Niedrige Zinsen, eine solide wirtschaftliche Gesamtsituation und eine gute Auftragslage kurbelten die Nachfragen nach Firmenkrediten an. Die Sparkassen im Hochsauerlandkreis verzeichneten im zurückliegenden Geschäftsjahr weiterhin hohe Nachfrage bei Firmenkunden. Sie bewilligten 2016 gewerbliche Kredite in Höhe von 287,5 Millionen Euro (+ 3,6 Prozent). So kletterten die Gesamtausleihen auf ein neues Hoch von 2,7 Milliarden Euro (+ 5,7 Prozent). „Das Geld floss vorwiegend in aufgeschobene Investitionen und Expansionen sowie Rationalisierungsmaßnahmen aufgrund gestiegenen Kostendrucks“, so Wagner. 49 Existenzneugründungen begleiteten die Sparkassen im Kreisgebiet im vergangenen Jahr und stellten dazu 7 Millionen Euro bereit (+ 62,8 Prozent). Dabei wurden 120 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Die Nachfrage nach Krediten ist ein sicheres Barometer für die wirtschaftliche Situation. Wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen, setzt sich der positive Trend fort und es geht auch in 2017 mit der heimischen Wirtschaft weiter bergauf“, ist sich Peter Wagner sicher.
Kundeneinlagen und Wertpapiere
Der Wunsch nach Sicherheit ist so groß wie nie zuvor. Auch im Hochsauerlandkreis belegten die Zahlen klar den Wunsch nach sicheren Anlageformen und Vermögensaufbau, so die Sparkassenbanker. „Die Sauerländer sparen gern, und von diesen Gewohnheiten halten sie auch die niedrigen Zinsen nicht ab. Sie greifen vorwiegend auf sichere Anlageformen zurück – trotz geringer Erträge. Nach wie vor steht das Tagesgeldkonto hoch im Kurs.“ Jeder zweite Haushalt im Hochsauerlandkreis besitzt zudem einen Bausparvertrag. Mit 82,6 Millionen Euro (+ 3,6 Prozent) ist die Gesamtbausparsumme an LBS-Verträgen so hoch wie nie zuvor. Auch bei der derzeit guten Aktienanlage scheuen die Hochsauerländer nach wie vor das Risiko, setzen stärker auf die Fonds der DekaBank. Die Depotbestände der Sparkassenkunden stiegen um 23,4 Millionen Euro (+ 3,6 Prozent) auf 677 Millionen Euro. „Geldanlage erfordert ein hohes Maß an Vertrauen. Laut einer Erhebung der Gesellschaft für Markt- und Wirkungsforschung Nürnberg besitzen die Sparkassen unter allen Banken mit Abstand das höchste Kundenvertrauen und die größte Kundenzufriedenheit. Das ist auch im Hochsauerlandkreis so“, betonen die Vorstände.
Aus der Region und für die Region
„Es ist die persönliche Nähe zu unseren Kunden, die uns besonders auszeichnet. Unsere Mitarbeiter kommen aus der Region. Jeder kennt jemanden, der bei der Sparkasse arbeitet, dem man vertraut und den man problemlos ansprechen kann“, so Norbert Runde, Vorstand der Sparkasse Arnsberg-Sundern. „Mit der gebündelten Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einem hohen Maß an Qualität wollen die Sparkassen ihre Kunden nachhaltig für die Sparkasse begeistern und ihnen Tag für Tag bei allen Belangen gezielt weiterhelfen – mit strukturierte Beratung und maßgeschneiderten Lösungen.“ Aber Sparkasse gehe weit darüber hinaus. „Wir können mehr als Geld und Bankgeschäfte – wir denken Zukunft,“ so Runde. So hätten die Sparkassen im Hochsauerlandkreis Stiftungen mit einem Stiftungskapital von zusammen fast 12 Millionen Euro errichtet. Damit werde die gemeinützige Arbeit der Sparkassen auch langfristig sicherstellt. „Allein im vergangenen Jahr haben die Sparkassen im Hochsauerland zusammen mit ihren Stiftungen 2,1 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke und im Rahmen von Sponsoring zur Verfügung gestellt. Dieses Geld ist hier vor Ort, in den Gemeinden des Hochsauerlandes an Vereine und in gemeinnützige Projekte geflossen.“
Unterstützung für Bildung, Kultur und Sport
Mit über 700.000 Euro wurden soziale Projekte und Projekte im Bereich Bildung unterstützt. Eine gute und wichtige Investition in die Zukunft, ist sich Norbert Runde sicher. „Der Zugang zu Bildung ist aus unserer Sicht eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein funktionierendes Miteinander in der Zukunft.“ Mit rund 600.000 Euro wurden kulturelle Veranstaltungen oder Projekte und Vorhaben der vielen Musik- und Kunstvereine unterstützt, etwa 400.000 Euro flossen in die Sportförderung. Die Förderung von Umwelt- und Naturschutz sowie die Infrastruktur- und Wirtschaftsförderung runden das gemeinnützige Engagement ab.
Eine Untersuchung des Deutschen Sparkassenverbandes unter allen Werbetreibenden zeige, dass die Sparkassen nach wie vor zu den größten Förderern von Kultur und sozialen Strukturen in ihren Geschäftsgebieten gehören. Im Hochsauerlandkreis belegen sie auf diesem Gebiet sogar den Spitzenplatz. „Ein Wert, der uns Stolz macht und der beweist, dass wir für die Region mehr sind als eine Bank – wir sind verlässlicher Partner, der Verantwortung für seine Kunden und für die Gesellschaft übernimmt. Alle unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, es den Menschen einfach zu machen, ihr Leben besser zu gestalten. Indem wir die Menschen verstehen, ihnen Sicherheit geben und mit ihnen an ihre Zukunft denken. Das ist die Philosophie der Sparkassen, das sind die Werte, für die wir stehen, die wir erlebbar machen wollen“, lautet das Resümee der Sparkassenvorstände.
Mit 672 engagierten Mitarbeitern und 56 Auszubildenden sind die Sparkassen im Hochsauerlandkreis an 68 Standorten vertreten. 336 Mitarbeiter sind im Ehrenamt tätig.
Kundenfreundlich Kosten optimieren
Niedrige Zinsen sind gut für die Konjunktur, denn wer fürs Sparen nicht belohnt wird, der gibt mehr Geld aus. Und Konsum fördert das Wirtschaftswachstum. Banken und Versicherungen stehen aber unter Druck, sie müssten ihre Geschäftsmodelle auf diese in der Geschichte bislang nie dagewesene Situation umstellen. Damit haben sie bereits begonnen. Doch das Ende der Niedrigzinspolitik ist noch nicht in Sicht. Darum müssen die Sparkassen im Hochsauerlandkreis – wie alle anderen Banken auch – sorgfältig prüfen, wo sie kundenfreundlich Kosten optimieren können.
Die globale Konjunktur ist weiter auf einem soliden Wachstumskurs. Auch die europäischen Finanz- und Kapitalmärkte zeigen sich trotz aller Schwierigkeiten stabil. „Sofern in Europa keine Staatsschuldenkrise aufflammt und durch die US-Politik keine ernsten Handelskonflikte entstehen, wird sich auch im Hochsauerlandkreis der Aufschwung unbeeinflusst weiter entwickeln“, ist sich Peter Schulte sicher. Dennoch sind die Kapitalmärkte 2017 einigen politischen Unsicherheiten unterworfen. In der Europäischen Union werfen gleich vier Wahlen ihre Schatten voraus.