Sundern. Zum Thema Bürgermeisterwahl in Sundern erreichte uns folgender Leserbrief von Petra Schauerte aus Sundern.
„Dass man parteiinterne Probleme nun auch auf kommunaler Ebene öffentlich austrägt, spricht sicherlich für tiefe Gräben, die im letzten Jahr innerhalb der CDU entstanden sind. Aber auch dafür, dass ganz offensichtlich immer noch nicht allen deutlich wurde, dass die Entscheidung, ohne Detlef Lins in die Bürgermeisterwahl zu gehen, unumgänglich war.
Unumgänglich deshalb, weil ein noch immer andauerndes Ermittlungsverfahren gegen den ersten Beamten der Stadt läuft, dessen private und geschäftliche Räume von der Staatsanwaltschaft durchsucht wurden, und vor allem er selbst es war, der immer ganz dick unterstrichen hat, dass der Bürgermeister und die Partei vollkommen unbelastet in das Jahr 2015 gehen müssen.
Beide konnten dies nicht tun, da Lins seiner eigenen Vorgabe nicht gerecht wurde. Denn mehrfach schon soll Lins in Sitzungen der Fraktion und des Vorstandes endgültige Aufklärung und damit auch seinen Unschuldsbeweis versprochen haben. Das Verfahren gegen ihn läuft aber bis zum heutigen Tage und man fragt sich ständig, wie es sein konnte, dass aus Teilen der Partei und der Bürgerschaft weiterhin gefordert wurde, mit jemanden in den Bürgermeisterwahlkampf zu gehen, der augenscheinlich ein Problem mit der Staatsanwaltschaft hat. Auch wenn die Unschuldsvermutung gilt, so läuft immer noch ein Strafverfahren gegen den ersten Bürger dieser Stadt!
Diese „kleine Gruppe vom Stadtverband“, von der Herbert Müller und Friedel Schültke in ihrem Leserbrief (WP, 18.09.) b erichteten, besteht im Übrigen aus 45 Mitgliedern, die im Februar mit 2/3‑Mehrheit entschieden hat, nicht bis zum 15. April auf Einstellung des Verfahrens zu warten. Diese Entscheidung war offenbar richtig, denn selbst jetzt, nach der Wahl, gibt es noch keine Verfahrenseinstellung. Was hätte die CDU-Spitze dann am besagten 15. April machen sollen? Weiter warten, bis es keine anderen Optionen mehr gibt? Oder dann einfach sagen sollen: „Ist doch nicht so schlimm. Das Strafermittlungsverfahren läuft zwar noch gegen den Bürgermeister, aber wir gewinnen trotzdem mit ihm die Wahl und dann machen wir einfach weiter wie bisher – nämlich ohne Aufklärung und auf die Gefahr hin, dass dieser Bürgermeister eine Vorstrafe bekommt?“. Denn genau das hat jeder einzelne gefordert, der seine Stimme an diesem Wahltag ungültig gemacht hat!
Diese selbsternannten moralischen Instanzen, die jetzt fordern, dass es für den Vorstand Zeit wird, persönliche Konsequenzen aus der Wahl zu ziehen, sind leider diejenigen, die eine Politik unterstützt haben, bei der demokratische Prozesse offenbar keine große Rolle gespielt haben. Deshalb fällt es denjenigen auch so schwer, diesen demokratischen Beschluss jetzt zu akzeptieren. Viel schwerer fällt diesen beiden Antagonisten offenbar, dass sie im letzten Jahr ihr Mandat zur Verfügung gestellt haben, und nun durch Land und Leute tragen, dass sie den „jungen Wilden“ zum Opfer gefallen sind. Es war Zeit für einen Wechsel, sowohl im Personal der Ratskandidaten als auch im Politikstil der CDU. Der Ortsverband der CDU hat im Übrigen alle Kandidaten einstimmig aufgestellt, denn niemand wird einfach so „abgesägt“, da ja auch vorher von beiden Personen das Mandat für potenzielle Nachfolger angeboten wurde. So wurde es zumindest in der damaligen Sitzung des Ortsverbands erörtert.
Die CDU hat diese Wahl verloren, weil die CDU nicht zusammenstand? Sicher richtig. Aber warum stand die CDU denn nicht zusammen? Weil einige ehemalige Amts- und Mandatsträger im Hintergrund ihre verletzte Eitelkeit breitgetreten haben, anstatt bei Gesamtvorstands‑, Fraktions- oder öffentlichen Mitgliedersitzungen mal klare Kante zu zeigen und sich gegen den Vorstand bzw. dessen Entscheidung auszusprechen. Denn Stefan Lange und der restliche Vorstand wurden ja bereits vor gut einem Monat fast einstimmig im Amt bestätigt. Da war bereits allen klar, dass diese Wahl nicht einfach zu gewinnen sein würde. Wo waren die Personen an diesem Tag, wenn sie doch so sehr Langes Kopf fordern – und das ja bereits seit letztem Jahr? Es ist jetzt absolut richtig, dass dieser Vorstand nun weiter zusammensteht und den Blick auf die Zukunft richtet.
In allen anderen Städten wäre ein Bürgermeister, der die Lage so falsch eingeschätzt hat, längst von all seinen Ämtern zurückgetreten und hätte sicher auch nicht wieder als Bürgermeisterkandidat antreten wollen. Und hier betone ich nochmal die Vielzahl der aufgeschobenen Stichtage zum Verzicht auf die erneute Kandidatur. Das hätte nicht nur echten Charakter bewiesen, sondern auch erheblichen Schaden von der CDU und der eigenen Person abgewendet. Das gilt ebenso für alle aus den eigenen Reihen, die sich nun als Sieger sehen, weil nun ein SPD-Bürgermeister in der Stadt regiert.
Außerdem hält sich ein Gerücht hartnäckig: Bürgermeister Lins wurde die Möglichkeit genommen wieder anzutreten. Dass er aus dem Amt heraus hätte kandidieren können, wird gern verschwiegen. Wo waren denn die treuen Gefolgsleute zu diesem Zeitpunkt? Warum hat man Lins nicht zur erneuten Kandidatur ohne die CDU unterstützt? Vielleicht ja deshalb, weil man eingesehen hat, dass man nicht mehr Bürgermeister werden wird, wenn eine Strafsache noch nicht ausgestanden ist, die aber hoffentlich für ihn und seine Familie gut ausgehen wird.“
Petra Schauerte
CDU-Mitglied und Bürgerin der Stadt Sundern
2 Antworten
Sie fokussieren sich in ihrem Leserbrief nur auf das Thema „Bürgermeister Lins“ und machen es sich sehr einfach.
In der Kommunalpolitik ist absolute Transparenz und Bürgernähe gefragt!!!
Wenn sich ein Grossteil der CDU Wähler in Sundern nicht mehr richtig vertreten fühlt, dann sollte man dann das auch wahrnehmen.
Selbstreflektion ist angesagt und nicht auf Bürger einschlagen, die ihre Meinung sagen.
Man sollte allerdings nicht vergessen, das Detlef Lins heute als Sündenbock für viele Fehler herhalten muss, die längst vor seiner Amtszeit begangen wurden.
Dass die Ermittlungen so lange dauern, ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass die Sachlage nicht so einfach und offensichtlich ist wie manche in der CDU es sich wünschen. Wäre er – bildlich gesprochen – mit der sprichwörtlichen „rauchenden Pistole“ bei irgendwelchen Unredlichkeiten ertappt worden, hätte man die Ermittlungen ganz leicht bis zum 15. April abschließen können…
Es kommt also immer auf den Blickwinkel an!