Sundern. Bei seiner ersten Sitzung nach der Wahl kam der Haupt- und Finanzausschuss des Sunderner Rats gleich bei zwei für die Stadtentwicklung bedeutsamen Themen zu einstimmigen Entscheidungen – und das, obwohl nun sechs statt zuvor vier Parteien mitreden. Nur Gastronomie und kein Hotel auf der Gastronomiefläche des Regionaleprojekts am Amecker Sorpeseeufer war das eine Signal, das die Politiker gaben, die Entwicklung neuer attraktiver Einzelhandelsflächen im Bereich Franz-Josef-Tigges-Platz und Alte Johannesschule das andere.
Detlef Lins: „Wir wollen keine Klötze!“
Nicht mehr, aber auch nicht weniger als Signale waren die einstimmigen Beschlüsse, die sich Bürgermeister Detlef Lins und sein 1. Beigeordneter Meinolf Kühn gewünscht hatte, damit die Stadtplaner weiterarbeiten können und die Investoren wissen, wo es lang gehen soll. Definitive Entscheidungen wird es erst geben, wenn den Politikern die konkreten Pläne vorliegen und wenn beim Tigges-Platz auch die Bürgerbeteiligung positiv war. „Wir wollen keine Klötze und der Bürger muss ‚Jau!‘ sagen,“ fasste es Bürgermeister Lins zusammen.
Gutachter spricht sich klar für Gastronomie ohne Hotel aus
Relativ zügig hatten die Politiker den Komplex Amecke abgehandelt. Stadtplaner Lars Ohlig stellte das Ergebnis eines Gutachtens vor, das eindeutig feststellte, dass sich ein reines Gastronomieprojekt an dieser Stelle rechne, wenn denn der Betreiber genug Erfahrung und Managementfähigkeit mitbringe. „Mir fällt ein Stein vom Herzen,“ sagte Antonius Becker (Grüne), denn einen drei- oder vierstöckigen Hotelklotz habe er sich hier überhaupt nicht vorstellen können. Auch Ohlig machte deutlich, dass eine Hotelnutzung nicht so gut in die städtebaulichen Vorstellungen gepasst hätte, zumal das Verfahren durch eine notwendige Änderung des Bebauungsplans, der bisher nur zweistöckige Bebauung zulässt, um mindestens sechs bis neun Monate verzögert würde. Bürgermeister Detlef Lins verwies auf einen interessanten finanziellen Aspekt des Gutachtens. Die Hotelnutzung, die der Gutachter auch für machbar hält, brächte der Stadt beim Verkaufserlös allenfalls ein Plus im fünfstelligen Bereich. Das sei es nicht wert, an diese Stelle einen Kubus zu platzieren, sagte Lins. Über den Preis, der nach Meinung des Gutachters für das rund 2500 Quadratmeter große Grundstück in bester Seelage („Sonne bis abends um 9“) voraussichtlich zu erzielen ist, wurde in nichtöffentlicher Sitzung informiert. Das Geld soll das Millionenloch im Stadtsäckel, das nach der Insolvenz der Stadtmarketing-Tochter durch notwendige Grundstückskäufe entstand, zumindest teilweise wieder stopfen.
Schon 2015 könnte Objekt realisiert werden
Die Verwaltung wird nun über die Sommerferien ein Exposé fertigstellen, das Ende August von der Politik abgesegnet und dann möglichen Investoren, die Referenzen vorlegen müssen, zur Verfügung gestellt werden soll. Etwa drei Monate später sollen die Pläne einer Jury vorgelegt werden, bevor der Rat entscheidet, an wen verkauft und wie gebaut wird. Im Jahr 2015 könnte das Objekt dann realisiert werden, das sich wohl nicht wenige der Politiker wie das erfolgreiche R‑Café am RuhrtalRadweg in Neheim vorstellen.
Meinolf Kühn: „Später als fünf vor zwölf!“
Etwas schwerer taten sich die Politiker beim Thema Innenstadtentwicklung, vor allem, weil der Franz-Josef-Tigges-Platz und die Alte Johannesschule ein emotional stark besetztes Thema sind. Ein Signal, dass man sich die Entwicklung eines Einkaufszentrums unter Einbeziehung dieser und anderer städtischer Flächen vorstellen könnte, hatte bereits im Februar der Planungsausschuss bei nur einer Enthaltung gegeben. Doch Bürgermeister und 1. Beigeordneter wollten unbedingt ein Signal auch von den neu gewählten Politikern. Meinolf Kühn machte es dramatisch. „Es ist später als fünf vor zwölf!“ sagte er und verwies darauf, das Bürgermeister und 1. Beigeordneter die Vorlage zusammen unterschrieben haben: „Das ist keine Sachbearbeiternote, das ist ein appellativer Vorgang.“ Detlef Lins schlug in dieselbe Kerbe. Nicht nur Investoren warteten auf ein Signal, sondern auch Filialisten auf der Fußgängerzone, die sonst auf dem Absprung seien. Und auch die privaten Eigentümer und deren Sinneswandel führte er ins Feld. Obwohl anfangs dagegen, seien sie – abgesehen von einem – inzwischen so weit, dass es ihnen nicht schnell genug losgehen könnte.
Gemeinsame Bauchschmerzen bei SPD und CDU
Doch die Politiker zeigten sich skeptisch, argwöhnten, dass sie nicht nur den Februar-Beschluss bestätigen, sondern einen Schritt weiter gehen sollten, fürchteten, dass die Entwicklung nicht mehr rückholbar sein könnte, auch wenn Meinolf Kühn dies vehement beteuerte. Er sei sich mit seinem Gegenüber fast schon erschreckend einig, sagte CDU-Fraktionschef Stefan Lange in Richtung SPD-Fraktionschef Michael Stechele und teilte dessen „Bauchschmerzen“, über ein so zentrales Gebäude zu befinden, ohne ein Konzept zu sehen. Andreas Bahde (WiSu) hielt es gar für den grundsätzlich falschen Weg, abzustimmen, bevor die Bürger gefragt worden seien. Die Bürgerbeteiligung ist, wie Lins bekannt gab, für den 26. August um 19 Uhr voraussichtlich im „Tagwerk“ in Form eines Werkstattgesprächs geplant. Antonius Becker (Grüne) sagte, dass er sich bereits im Februar enthalten habe und seitdem Tag für Tag weniger vorstellen könne, auf Tiggesplatz und Johannesschule zu verzichten. Hanns-Rüdiger Fehling dagegen fand die neue Diskussion recht überflüssig: „Wir waren doch schon dafür.“ Am Ende waren sich dann alle einig. Der Bürgermeister fügte in den Beschlussvorschlag einen Nebensatz ein, dass die vorgelegten Planungen überzeugen und die Bürgerbeteiligung positiv sein müsse. Und Stefan Lange versicherte unwidersprochen: „Dieses Gremium wird sich keinen vernünftigen Konzepten verschließen.“
Rüdiger Laufmöller stellv. Ausschussvorsitzender
Einen dritten einstimmigen Beschluss hatte es gleich zu Beginn der Sitzung gegeben. Auf Vorschlag der CDU wurde der frühere stellv. Bürgermeister Rüdiger Laufmöller einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden des Haupt- und Finanzausschusses gewählt. Bürgermeister Detlef Lins machte ihm allerdings wenig Hoffnung auf Einflussnahme. In den letzten fünf Jahren sei sein Vertreter allenfalls mal bei einer Toilettenpause zum Zuge gekommen.
Eine Antwort
Man stellt sich ein Konzept wie das R Café in Sundern vor!? Das ich nicht lache. Es gibt ja noch nicht einmal einen annehmbaren Radweg durch die Stadt bis zur Sorpe. Und der Radweg, im Schweinsohl, vorbei an den ansässigen Firmen ist auch eher ein Witz. Er wurde letztes Jahr notdürftig mit grobem Schotter saniert. Angenehmes pedalieren geht anders. Zudem ist direkt am Anfang des Weges, an der Kreuzung zum alten Klärwerk bergauf eine Schranke installiert, die es besonders älteren Radfahrern abverlangt vom Rad zu steigen und die Schranke zu umfahren. Dem Besitzer dieses Teilstücks scheint diese Schranke auch enorm wichtig zu sein, da jedesmal wenn man sie öffnet, man sie nach Rückkehr von einer längeren Tour verschlossen anfindet. Bei einem anderen Teilstück dieses sogenannten Radwegs geht es auf groben Schotter so weit bergab das wiederum ältere Mitbürger und Kinder aus Angst vor einem Sturz absteigen müssen. Wäre diese Strecke nur für Mountainbiker ausgelegt, wäre sie eine ideale Trainingsstrecke, um Mut und Fahrkönnen zu zeigen und zu verfeinern. Ich denke aber diese Strecke und noch einige andere im Stadtgebiet sollten doch auch nicht so versierten Fahrradfahrern zugänglich gemacht werden, und vor allem ausgedehnt werden, vielleicht sogar als Anbindung an den Ruhrtalradweg um ein Barrierefreies, erholsames und lockeres radeln für alle Altersklassen zu ermöglichen. Dann kann man mal über eine an Fahrrad(Touren)fahrer angepasste Gastronomie denken. Alle Planungen die nicht ein ausgezeichnetes Radwegenetz bieten, die vielen Radtourenfahrer aus dem Ruhrgebiet und dem Siegerland mitnimmt, kann für einen Gastronom nur als Totgeburt enden.