Uentrop. Beinahe hätte das kleine Uentrop nach diesem Schützenfestwochenende nur einen Kaiser und keinen König gehabt. Doch im letzten Moment verhinderte Hans Cosack das „historische Ereignis“ eines Abbruchs des Vogelschießens und sicherte sich die Regentschaft gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea. Der Jubel von Uentrops Schützenhauptmann Manfred Hochstein stand dem des neuen Königs in nichts nach, denn ihm war „ein Albtraum“ erspart geblieben, der „sicher Vereinsgeschichte geschrieben“ hätte. In einer mehr als einstündigen Schießpause hatten die Uentroper Schützen zuvor vergeblich auf einen ernsthaften Kandidaten unter der Stange gewartet.
Rückmarsch ohne König drohte
Gegen 13 Uhr erläuterte Hochstein in einer improvisierten Pressekonferenz die Lage. Die alte Regel, dass ein Vorstandsmitglied schießen müsse, wenn sich sonst kein Königskandidat finde, gebe es nicht mehr. Die sei vor fünf Jahren von der Mitgliederversammlung einstimmig gecancelt worden. Deshalb werde er jetzt über Mikrofon verkünden, dass es keinen ernsthaften Königskandidaten gebe, und dass das Königsschießen abgebrochen werde, wenn sich das nach einer weiteren Wartezeit von maximal 30 Minuten nicht geändert habe. „Der Vogel bleibt oben, es wird auch kein Geck geschossen und wir marschieren ohne neuen König in die Halle zurück“, erläuterte Hochstein das Szenario. Dann werde sein persönlicher Albtraum eintreten, dass er das alte Königspaar auf der Bühne verabschiede, ohne ein neues präsentieren zu können. Hochstein äußerte allerdings auch Verständnis für die jungen Familienväter im Verein, die nicht „mit einem Säugling auf dem Arm“ König werden wollten. Die sollten das lieber in vier, fünf Jahren machen. „Das Finanzielle“, so der Hauptmann, sei in Uentrop nicht das große Argument gegen ein Königsjahr.
Nach 33 Jahren wieder Königin
Zum Mikrofon musste Hochstein dann aber doch nicht greifen. Hans Cosack, der beim Aufstehen noch nichts von seinem Glück geahnt hatte und nur instinktiv eine schwarze Hose angezogen hatte, lieh sich vom Hauptmann den Schützenhut und ging unter die Stange. Der Vogel war schnell gerupft, um 13.08 Uhr flog der letzte Span in die Tiefe. Der 63-jährige selbständige Kaufmann, der auf der Glösinger Straße einen Wildhandel betreibt, konnte jubeln. Der neue König ist zwar Oeventroper, aber Mitglied der Uentroper Schützen, denn seine Frau Andrea stammt aus der alten Uentroper Schützendynastie Drepper. Sie war bereits 1983/84 Uentroper Königin und auch Uentroper Kaiserin im 100-jährigen Jubiläumsjahr.
Wilhelm Kühn ist Kaiser
Probleme mit mangelnder Schießlust unter der Vogelstange hatte es am Freitag auf der Tunnelplatte nicht gegeben. Beim Kaiserschießen waren 32 der noch lebenden 39 ehemaligen Uentroper Könige angetreten. Im 127. Schuß holte Wilhelm Kühn den Vogel von der Stange. Der 33-jährige Landwirt wird dieses Amt für die kommenden fünf Jahre gemeinsam mit Ehefrau Lucia ausüben.