Neheim. Auf der traditionsreichen Möhnestraße in Neheim hat sich in den letzten Jahren viel getan und jetzt steht das nächste Großprojekt in den Startlöchern. Carlo Cronenberg, Müscheder Unternehmer, FDP-Stadtrat und seit September auch Bundestagsabgeordneter, hat das markante Dreiblitz-Haus ersteigert und will dort einen Neubau mit Geschäften, Gastronomie, Büros und Wohnungen errichten. Als besondere Extras stellt er sich eine Außengastronomie mit Wasserwand, eine Sky-Bar und ein Boardinghouse für Fachkräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheitswesen vor. Zusammen mit seinem Architekten Dietmar Riecks präsentierte er erste Planungen jetzt im Beirat für Stadtgestaltung.
Brückenschlag zum Kaiserhaus
Arnsbergs Stadtplaner Thomas Vielhaber verspricht sich von dem Projekt den Brückenschlag zwischen der Neheimer Innenstadt und dem Kaiserhaus und freut sich, dass wie geplant die öffentlichen Investitionen der Stadt auch private Investitionen nach sich ziehen. Jeder Neheimer kenne das Dreiblitz-Haus mit dem markanten Symbol an der Fassade, so Vielhaber, und es stehe beispielhaft für den Strukturwandel an der Möhnestraße. Früher war hier die Firma Neheimer Metall-Industrie (NMI) tätig, montierte und verkaufte Leuchten. Inzwischen präsentiert sich das dreiteilige Gebäude in einer leichten Straßenkurve in einem traurigen Zustand, ein Teil der Fassade ist abgängig und mit Netzen abgehängt. Der letzte Mieter, ein Küchenstudio, zieht zum Jahresende aus.
Vier sechsstöckige Türme
Auch Dietmar Riecks, in Bochum tätiger Architekt, kennt das Dreiblitz-Haus gut, schließlich ist er ein Neheimer Junge und sein Elternhaus steht nur wenige Meter entfernt. Er spricht von einem spannenden Objekt, wegen der Nähe zu den 1A-Lagen der Innenstadt, aber auch wegen der oftmals hundert Ärzte, die sich im Kaiserhaus weiterbilden und in den Pausen suchend über die Möhnestraße streifen. Riecks‘ Entwurf sieht ein langgestrecktes und im 2. Obergeschoss zurückspringendes Gebäude mit vier bis zu sechsstöckigen, unterschiedlich tiefen Türmen vor, die mit dem weiter hinten liegenden Möhneturm korrespondieren, aber teils ein Geschoss höher als das Tri-Haus vorne am Kreisverkehr sind. Neben viel Glas soll es einen öffentlichen Innenhof an prominenter Stelle in der Mitte der Gebäudefront sowie eine Außengastronomie zwischen Dreiblitz-Haus und Tri-Haus geben. Neben einer großzügigen Gastronomiefläche im Erdgeschoss sind drei primäre Einzelhandelsflächen geplant. Darüber sollen weiterer Einzelhandel, Büros und Kanzleien sowie weiter oben Wohnungen möglich sein.
Appartments für gutsituierte Wochenendpendler
„Ich nennen es Boardinghouse, ich kenne keinen deutschen Begriff“, erläutert Cronenberg seine speziellen Wohnpläne, zu denen ihn eigene Erfahrungen in seiner Firma gebracht hätten. Denn dort gebe es drei leitende Mitarbeiter, die er nicht habe überzeugen können, ihren Lebensmittelpunkt nach Arnsberg zu verlegen. Er sei sicher, dass es in anderen Firmen, aber auch in Verwaltungen und im Klinikum viele andere gebe, die unter der Woche eine Unterkunft in Arnsberg suchen. Denen will er im Dreiblitz-Haus komfortable möblierte Appartments anbieten – mit Putz- Wasch- und Bügelservice, vielleicht sogar mit Frühstück. Beim Projekt Sky-Bar denkt der Investor auch an sich selbst. Ein schönes Lokal in Neheim, in dem auch mal seine alten Platten gespielt werden, dazu der Blick über die Dächer der Stadt, das würde ihm gefallen. Auf Einwände, eine Sky-Bar wäre doch eher was für Städte wie Berlin oder Hamburg, sagte Cronenberg, dass der Systemgastronom, der für die Erdgeschoss-Gastronomie vorgesehen sei, durchaus Interesse auch an diesem Projekt habe. Und er fügte auch hinzu, dass für die Sky-Bar keine Dachterrasse vorgesehen sei, um keine besorgten Nachbarn auf den Plan zu rufen, die um ihre Nachtruhe fürchten.
Beirat: „Ein wenig nachjustieren!“
Die vier auswärtigen Architekten und Planer, die dem Beirat für Stadtgestaltung angehören, begrüßten, dass sich an dieser Stelle etwas tut, und waren sich einig, dass das Projekt auf sehr gute Weg ist. „Uns geht er hier im Beirat aber weniger um die geplanten Nutzungen, sondern vielmehr um die Einordnung ins Stadtbild. Also um Fassadengestaltung, um Gebäudegröße und um Bauhöhe“, so der Beiratsvorsitzende Heiner Farwick.. Dem Entwurf billigte der Beirat eine hohe architektonische Qualität in einer sonst recht langweiligen Straße, insbesondere eine sehr gefällige Gestaltung der Obergeschosse zu. Allerdings sehe er die Gefahr, dass der Entwurf ein bisschen überspanne, sagte Farwick, der ein leichtes Nachjustieren empfahl. So hatte ein Beiratsmitglied gefragt, warum dieses Gebäude in der Straßenflucht höher sein müsse als das Eckgebäude Tri-Haus. Und Werner Frin, Ratsmitglied und Vorsitzender des Planungsausschusses, hatte angemerkt, auf die Sichtachsen auf den Neheimer Dom zu achten, aus der Möhnestraße, aber auch von den umliegenden Anhöhen.