Sundern. Mit einer Pressekonferenz im Rathaus hat Bürgermeister Brodel den Gewerbeflächenatlas Sundern vorgestellt und seinem Team Lob gezollt, das seinen Wunsch „in Windeseile“ erfüllt habe. Der Atlas sei eine umfangreiche Übersicht aller Gewerbeflächen der Stadt, so Wirtschaftsförderin Julia Wagner. Er enthalte Informationen zu allen derzeit genutzten Gewerbeflächen, aber auch zu Reserveflächen der Firmen und zu Potenzialflächen, für die noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden müsste. Der Atlas sei eine faktenbasierte Entscheidungsgrundlage und damit ein Anstoß für Politik und Wirtschaft. Die Politik hat den Gewerbeflächenatlas vor wenigen Tagen im Stadtentwicklungsausschuss sehr positiv aufgenommen und die Unternehmerinitiative „EinsU“ hatte erst unlängst unmissverständlich mehr Gewerbeflächen eingefordert.
Wissen genau, was wir haben
„Jetzt wissen wir genau, was wir haben, und können eine neue Diskussion anstoßen. Eine Diskussion, die wichtig ist, aber auch nicht ganz einfach wird“, sagte Bürgermeister Ralph Brodel und erinnerte an seine „provokanten“ Worte zu Beginn seiner Amtszeit, Sundern müsse sich entscheiden, ob es weiter die Vöglein zwitschern hören wolle oder seine Wirtschaft weiterentwickeln. Denn Sundern habe zu wenig Gewerbeflächen und dazu auch noch wegen seiner Topografie Wettbewerbsnachteile gegenüber gerade mal 20 Kilometer entfernten Kommunen, die flaches Land in Autobahnnähe anbieten könnten.
Woher Geld nehmen für Subvention?
Zwei grundsätzliche Fragen müssten jetzt von der Politik beantwortet werden, so Brodel. Ob man den Verkaufspreis von Gewerbeflächen aus dem Stadtsäckel subventionieren wolle, wie es jetzt der Nachbar Arnsberg vormache, und ob man die „Heilige Kuh“ Stadtwald antasten wolle. Wolfgang Teipel vom städtischen Immobilienservice schätzt, dass neue Flächen etwa im Bereich Westenfeld/Selschede etwa 55 Euro pro Quadratmeter kosten könnten, während Werl und Ense nur 30 Euro oder noch weniger verlangen. Wenn der Rat entscheide, hier zu subventionieren, müsse er auch sagen, wo das Geld im Haushalt herkommen solle, denn das wäre eine reine freiwillige Geschichte, so der Bürgermeister.
Stadtwald beliebtes Tauschobjekt
Eine andere Geschichte ist der Stadtwald. Der soll nicht etwa abgeholzt werden, um dort Fabriken anzusiedeln. Der Wald ist vielmehr ein beliebtes Tauschobjekt, das Landwirte häufig lieber für ihre Acker- oder Weideflächen nehmen als Bargeld. Die Stadt Sundern sei zwar mit ihren knapp über 1000 Hektar noch ein großer Waldbesitzer, aber unter den Großen ein ganz kleiner, „quasi Hartz IV der Waldbesitzer“, sagte Brodel. Derzeit sei der Stadtwald rentabel, bringe im Schnitt etwa 150.000 Euro Einnahmen pro Jahr. Doch wenn die Fläche kleiner werde, gerate die Rentabilität in Gefahr. Schließlich müsse man einen Stadtförster, Waldarbeiter und einen Maschinenpark finanzieren.
Schluss mit Bevorratung
Zwei Dinge werden sich auf jeden Fall ändern, kündigte der Bürgermeister an. So soll mit der zeitlich unbegrenzten Bevorratung mit Erweiterungsgrundstücken Schluss sein. Firmen, die künftig Gewerbeflächen kaufen, müssen sich im Kaufvertrag verpflichten, die Flächen auch in einer festgesetzten Zeitspanne tatsächlich zu nutzen. Brodel nannte hier drei oder fünf Jahre, die Einzelheiten stünden noch nicht fest. Und zum zweiten sollen Firmen, die mit weniger störendem Gewerbe auch in Mischgebieten ansässig werden könnten, künftig nicht mehr die besonders knappen Industrieflächen kaufen dürfen.
Potenzialflächen in Illingheim und Selschede
Stadtplaner Lars Ohlig machte deutlich, dass ein ganz schnelles Ausweisen neuer Gewerbegebiete nicht möglich sei. Ein Bebauungsplanverfahren dauere in aller Regel mindestens zwei Jahre, bei schwierigen Grundstücksverhandlungen oft auch wesentlich länger. Auch könne nicht jede Fläche Gewerbefläche werden. Es gebe Einschränkungen durch den Naturschutz und das Gewässerrecht etwa in Überschwemmungsgebieten, aber auch durch die Ziele der Raumordnung wie den sparsamen Umgang mit Flächen. So seien etwa in Hellefeld allenfalls Erweiterungen bestehender Betriebe möglich, keinesfalls jedoch großflächige Neuansiedlungen. So liegen derzeit die wesentlichen Potenzialflächen Sunderns an zwei Standorten in Amecke-Illingheim und im Selscheder Feld in Westenfeld.
Bitte um Mitwirkung
Immerhin weist der Gewerbeflächenatlas noch rund 14 Hektar „Luft“ aus. „Manche Kollegen wären da froh, denn die haben null“, sagte Bürgermeister Brodel. Gebraucht wird bis 2025 allerdings das Doppelte, 28 Hektar. Julia Wagener verweist darauf, dass der Atlas jährlich fortgeschrieben werden soll, und bittet insbesondere Grundstückseigentümer um Mithilfe. Die sollten sich doch bitte bei der Wirtschaftsförderung melden, wenn die Eigentumsverhältnisse wechseln oder sich die Verkaufsbereitschaft verändert. Der Gewerbeflächenatlas steht allen Interessierten ab sofort über die Internetseite der Stadt online zur Verfügung.