Arnsberg/Sundern/Meschede. „Wir haben unseren Wachstumskurs fortgesetzt, unsere Marktposition ausgebaut und blicken zuversichtlich nach vorne“, sagte Jürgen Dörner, Vorstand der Volksbank Sauerland, bei der Jahrespressekonferenz der Genossenschaftsbanken im HSK am Dienstag in der Mescheder Abtei Königsmünster. In der Gruppe der sieben Banken ist die in Hüsten ansässige Volksbank Sauerland mit Abstand die größte, die Oeventroper SpaDaKa die zweitkleinste.
Eigenkapital wird gestärkt
Regional gestalten und die eigene Wirtschaftlichkeit erhalten, das sei das Ziel der Genossenschaftsbanken, die sich als verlässlicher Partner der mittelständischen Wirtschaft wie auch der Privatkunden vor Ort verstehen, sagte Dörner, der aber auch, „ohne wehklagen zu wollen“, Entwicklungen ansprach, die keinem gefallen können – die anhaltende Niedrigzinsphase und die zunehmende Regulierungswut. Schon seit Jahren habe man gedacht, niedriger gehe es bei den Zinsen nicht mehr, doch es ging doch – mit inzwischen sogar schon negativen Zinsen. Um widerstandsfähig gegen diese Stürme zu bleiben, die draußen toben, sei es jetzt das beste Rezept, die Gewinne in eine stabile Eigenkapitalbasis zu stecken.
400 Seiten Papier „nicht mehr normal“
Als „nicht mehr normales“ Beispiel von Regulierungswut bezeichnete Dörner die 2016 in Kraft getretenen Wohnimmobilienkreditrichtlinien. Das fange damit an, dass man schon die Herausgabe eines Prospekts dokumentieren müsse und ende damit, dass ein Ehepaar, das ein Kreditangebot für den Häuschenbau haben wolle, mit 400 ausgedruckten Papierseiten nach Hause gehe, weil man drei verschiedene Angebote und die in doppelter Ausfertigung für beide Ehepartner übergeben müsse. „Damit verschwenden wir das, was uns auszeichnet, das Vertrauen unserer Kunden,“ ärgert sich auch Michael Reitz, ebenfalls Vorstand der Volksbank Sauerland.
Jetzt Weltkulturerbe
Gefreut haben sich die Volksbanker dagegen über die Aufnahme der Genossenschaftsidee ins ideelle Weltkulturerbe der UNESCO. Für eine Unternehmensform sei dies eine ganz ungewöhnliche Auszeichnung, so Dörner, der weiteren Auftrieb für die Genossenschaftsidee von Nachhaltigkeit, Subsidiarität und Solidität im Hochsauerlandkreis erwartet, zumal dieser bereits ein Genossenschaftsland sei. Neben den Banken gebe es je vier Genossenschaften in den Bereichen Landwirtschaft, Wohnungsbau und Energie und sieben sonstige.
Einlagen und Kredite wachsen
Michel Reitz unterfütterte „den schönen Wachstumspfad, auf dem wir gehen“ mit Zahlen. Die gemeinsame Bilanzsumme der sieben selbständigen Banken ist um 5,28 Prozent auf über 3,2 Millarden Euro gestiegen. Davon entfallen 1,467 Mrd. auf die Volksbank Sauerland, 73,5 Millionen auf die SpaDaKa Oeventrop. Die Gesamtkundeneinlagen sind trotz Null-Zinsen um 4,59 Prozent auf 3,738 Milliarden gestiegen, die Kundenkredite sind um 5,05 Prozent auf 2,694 Milliarden gestiegen, wobei steigende Investitionen sowohl in der Wirtschaft als auch im Wohnungsbau zu beobachten seien.
Jeder Dritte HSK-Einwohner ist Mitglied
Die Genossenschaftsbanken im Kreis haben jetzt 90.835 Mitglieder, 738 mehr als vor einem Jahr. Damit sei gut jeder dritte Einwohner des HSK Mitglied einer Volksbank. Mit 7,763 Millionen Euro zahlten die sieben Banken 2016 164.000 Euro mehr Steuern als im Jahr zuvor. „Und das vor Ort im HSK und nicht in Düsseldorf oder Frankfurt“, so Dörner. Auch die 547.000 Euro an Spenden kommen sozialen zwecken, Sport und Kultur in der Region zu Gute. 2,623 Millionen Euro haben die Volksbanken 2016 investiert, überwiegend in den Erhalt ihrer Liegenschaften – und mit Aufträgen für regionale Handwerker. Als Folge des Strukturwandels, so Dörner, sei die Zahl der Mitarbeiter von 712 auf 691 gesunken, die der Geschäftsstellen von 62 auf 60. Ausbildungsplätze gebe es derzeit 50. Da viele ältere Mitarbeiter in den nächsten Jahren ausscheiden, suche man immer gute Auszubildende.
Die Hälfte nutzt Online-Banking
Das Geschäftsstellennetz werde auch in den kommenden Jahren immer wieder auf den Prüfstand gestellt, so Dörner. Es gebe immer noch Filialen, die an manchen Tagen nur vier oder fünf Kunden haben. Und der Anteil der Online- und SB-Kunden steige weiter. Rund 50 Prozent nutzten inzwischen den Online-Weg zur Bank, in einzelnen Bereich von Arnsberg auch schon über 70 Prozent. Dr. Stefan Eckhardt, Vorstand der Volksbank Reiste-Eslohe, stellte die neuesten Möglichkeiten des Bankings auch per Smartphone vor. Funktionen wie Scan2Bank oder die VR-BankingApp ermöglichen das Bezahlen von Rechnungen per Handyfoto oder Geldüberweisungen an Freunde ohne lästiges Eintippen endloser IBAN-Nummern. Damit sei man jetzt technisch weit voran, aber immer nach dem Motto „Alles kann, nichts muss.“
Eine Antwort
Auf dem Wachstumspfad kann man natürlich sein, wenn man nach und nach Filialen nur noch mit Bankautomat ausstattet oder gar komplett schließt. Die Kundennähe geht leider langsam aber sicher verloren.