Neheim. Am kommenden Sonntag wird die Evangelische Kirchengemeinde ihr neues Gemeindehaus Christuskirche feierlich einweihen. Der Festgottesdienst, gehalten von Superintendent Hammer, beginnt um 10 Uhr. Nach Grußworten und musikalischen Darbietungen in der Kirche folgt ein Empfang nebenan im neuen Gemeindezentrum. „Das neue Gemeindehaus wird die neue zentrale Stätte der Gemeinde“, sagt Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und fügt hinzu, dass er mit Befriedigung und Dankbarkeit an dieser Schwelle stehe, nachdem man fünf Jahre hart gearbeitet und mit den Schwierigkeiten gerungen habe. Zudem teilte er mit, dass sich der Bau im Rahmen des Budgets von 730.000 Euro befinde.
„Klein, kompakt und zukunftsträchtig“
Seit über zehn Jahren stecke die Gemeinde in einem strukturellen Umbruch, so Arnoldi. Die Mitgliederzahl der heute rund 4400 Köpfe zählenden Gemeinde sei seit 2002 rückläufig und die finanziellen Mittel ohnehin. Nach einer Gebäudestrukturanalyse habe sich das Presbyterium deshalb die Idee zu eigen gemacht, das alte Gemeindehaus am Fresekenweg abzugeben und die zentrale Stelle der Gemeinde, die 154 Jahre alte Christuskirche, durch den Bau eines neuen Gemeindehauses auf der benachbarten Freifläche zu stärken. Klein, kompakt und zukunftsträchtig sollte dieses neue Gemeindehaus sein, so Arnoldi. Das sei jetzt gelungen. Trotz kleinerer Grundfläche biete der Neubau durch seine Flexibilität und die Wechselwirkung mit der Kirche der Gemeinde und ihren Gruppierungen viel mehr Möglichkeiten.
Variable Nutzung von einem bis zu vier Räumen
Architekt Klaus Dieterle, Baubeauftragter des Presbyteriums, erläuterte das Raumkonzept des einstöckigen Neubaus, der komplett barrierefrei ist und auf einer Ebene mit dem Kirchenraum liegt. Der etwa 240 Quadratmeter große Baukörper bietet dank verschiebbarer Wände die Möglichkeit, das Foyer mit Theke und drei unterschiedlich große, alle schalldicht abtrennbare und auch von außen erreichbare Gruppenräume bei Bedarf zu einem großen Raum zu vereinen, der an Tischen bis zu 99 Personen, bei Bestuhlung oder mit Stehtischen auch mehr Gästen Platz bietet. Dazu kommen eine Küche, Stuhllager und Abstellraum, Toiletten und eine separate Behindertentoilette mit Wickeltisch, die auf kürzestem Weg von der Kirche erreichbar ist, wo es bisher nur eine kleine, schwer zugängliche Toilette gab. Mit Erdwärme und Fußbodenheizung spart das neue Gemeindehaus gegenüber dem alten rund die Hälfte der Energiekosten. Die Beleuchtung besteht komplett aus moderner LED-Technik und spart ebenfalls viel Energie.
Neue Kirchentür „zurückhaltend, aber mit Portalwirkung“
Dieterle zeigte im Rahmen eines Pressetermins auch den Ausgang, der in der Seitenwand der Christuskirche neu geschaffen wurde, um eine direkte Verbindung zwischen Kirche und Gemeindehaus herzustellen. Dieser „Durchbruch“ hatte im Rahmen der teilweise erbitterten Auseinandersetzung in der Planungsphase eine erhebliche Rolle gespielt. Der Architekt sprach von einer ganz zurückhaltenden und nicht störenden Lösung, die mit dem Denkmalschutz abgestimmt sei. Die zweiflügelige Holztür ohne Griffe, aber mit breiter Umrandung nimmt die Farbe der Wand auf, entfaltet aber auch eine dezente Portalwirkung. Außen wird es eine zweite Tür aus schwarzem Stahl geben. Im Kircheninneren sind zudem die ersten Reihen der hölzernen Sitzbänke entfernt worden. Der so entstandene Freiraum vor dem Altar ermöglicht eine variable Bestuhlung und eine ungehinderte Nutzung des Ausgangs, denn zum Konzept gehört es auch, die Gottesdienstbesucher nach dem Gottesdienst „einzufangen“ und zum Verweilen im Gemeindehaus einzuladen.
Kirchkaffee startet im Juni – Tag der offenen Tür im Juli
Im Vorfeld der Eröffnung hat ein Arbeitskreis „Leben im neuen Gemeindehaus “ ein Konzept erarbeitet. das Gemeindehaus Christuskirche solle nicht nur ein Treffpunkt aller Mitglieder und Gruppen der Evangelischen Kirchengemeinde sein, sondern ein offener Ort der Begegnung, so Pfarrer Arnoldi. Ob Gesprächsforum oder Kleinkunst, Tauffeier oder Yogagruppe, vieles solle möglich sein, wenn es die Grundsätze des Hauses achte. Ein Hausvorstand sei gegründet worden, der derzeit eine Nutzungsordnung erarbeite und künftig für Vermietungen zuständig sei. Auch neuen Gruppen innerhalb der Gemeinde sollen entstehen. Pfarrerin Elisabeth Pakull berichtete von der neuen Gruppe Kirchkaffee, die sich zusammen gefunden hat und am 12. Juni erstmals nach dem Gottesdienst ins Gemeindehaus einlädt. Zunächst soll der Kirchkaffee einmal monatlich angeboten werden. Auch der Konfirmandenunterricht und die nächste Gemeindeversammlung finden natürlich in den neuen Räumen statt, ebenso die Proben des Posaunenchors mit seinem neuen Leiter Dirk Beyrodt.
Karl-Georg Wuschansky, im Presbyterium für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, lädt zu zwei Terminen ein. Beim Tag der offenen Tür am 2. Juli von 10 bis 16 Uhr kann sich die Neheimer Bevölkerung ein Bild machen. Eingeladen seien insbesondere auch die, die sich im Vorfeld kritisch geäußert haben, so Wuschansky, „denn wir wollen alles transparent machen“. Noch etwas länger hin ist es bis zum 8. Januar 2017. Dann findet der traditionelle Neheimer Neujahrsempfang im Gemeindehaus Christuskirche statt. Die Evangelische Gemeinde freue sich doppelt, so Pfarrer Arnoldi, weil 2017 mit dem 500-jährigen Reformationsjubiläum für sie ein ganz besonderes Jahr werde.
Zukunft der Pauluskirche noch offen
Vor dem Gemeindehaus gibt es zwei neue Parkplätze, die für Behinderte reserviert sind. Vier neue Parkplätze sind im Zuge des Baus am nahen Pfarrhaus an der Burgstraße 11 errichtet worden. Dort bleibt auch weiterhin das Gemeindebüro. Das frühere zweite Gemeindehaus an der Pauluskirche wird auch weiterhin von den Jugendgruppen genutzt. Wie lange die Pauluskirche als zweites evangelisches Gotteshaus in Neheim noch zur Verfügung steht, ist offen. Angesichts von nur noch anderthalb Pfarrerstellen ist das Gottesdienstangebot dort bereits ausgedünnt worden. „Wir freuen uns über jedes Jahr, das wir die Pauluskirche noch haben“, so Pfarrer Arnoldi, der in der unsicheren Zukunft dieser Kirche einen Grund mehr sieht, ein starkes Zentrum an der Christuskirche zu etablieren.