Sundern/Amecke. Rund zweieinhalb Stunden befasste sich der Sunderner Rat in einer erneuten Sondersitzung am Dienstag abend mit dem Ferienpark Sorpesee in Amecke, wobei es neben dem Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, den Bürgermeister Detlef Lins anhand seiner 19-seitigen Vorlage abarbeitete, auch um die Zukunft ging. Vor allem um eine unmittelbar bevorstehende Zukunft. Denn keine 24 Stunden nach der Ratssitzung ist ein Gespräch mit dem holländischen Investor angesetzt. Ein Gespräch, das neue Bewegung in das Projekt bringt, das nach früheren Zeitplänen schon Ostern 2013 Eröffnung feiern sollte.
Holländer kommt mit Forderungskatalog
In das Gespräch wird Bürgermeister Detlef Lins zusammen mit dem Ältestenrat des Rates gehen, also mit Vertretern aller Fraktionen. „Ich habe absolut keine Lust mehr, mich zwischen den Stühlen aufzuhalten“, erklärte Lins. Kurzfristig Anfang dieser Woche ist aus Holland ein Schreiben gekommen, dass von einigen Politikern als „Forderungskatalog“ interpretiert wurde. Ein Schreiben, dass außer den Fraktionsvorsitzenden aber kaum ein Politiker bisher zu Gesicht bekommen hatte. So war denn auch klare Marschroute aller Fraktionen, dass man am Mittwoch mit dem Holländer noch nicht verhandeln werde, auch wenn der das wünsche, sondern nur zuhören. „Es wird keine Entscheidung ohne Beratung in der Gesamtfraktion geben“, sagte etwa CDU-Fraktionschef Stefan Lange. Einig waren sich die Ratsmitglieder auch, dass man künftig nur noch mit juristischem Sachverstand in die Verhandlungen gehen werde. Der Rechtsbeistand wird beim ersten Gespräch am Mittwoch wohl noch nicht dabei sein, soll sich aber zügig einarbeiten. „Das ist gut angelegtes Geld,“ sagte Bürgermeister Detlef Lins. FDP-Ratsfrau Dr. Sabine Riechert-Rother, selbst Juristin, hatte zuvor gesagt, es sei unglaublich, was in der Vergangenheit seitens einer der insolventen Stadtmarketingtöchter zu Papier gebracht und dann auch noch unterschrieben worden sei.
Es geht um den künftigen Eingangsbereich
In den Verhandlungen mit den Holländer wird es vor allem um den Eingangsbereich des künftigen Ferienparks gehen. Für den eigentlichen Ferienparkbereich auf den Hügeln oberhalb des Seeufers gibt es bereits seit Jahren einen gültigen Bebauungsplan und damit Baurecht. Jetzt geht es um die Flächen zwischen diesem Plangebiet und der inzwischen weitgehend fertiggestellten neuen Uferpromenade, also vor allem den Bereich des ehemaligen Freibads, aber auch der Tennisplätze. Auch hier muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Der wird von der Stadtverwaltung entwickelt und vom Rat beschlossen, der damit die Entscheidung in der Hand hat.
Kühn: Vertrauen muss neu gebildet werden
Beigeordneter Meinolf Kühn sagte, er habe das Ferienpark-Projekt lange für einen Glücksfall für Sundern gehalten und sei auch heute noch überzeugt, dass es zum Glücksfall werden könne, von dem die ganze Stadt, insbesondere auch die Innenstadt, profitieren könne. Dafür brauche es aber einen Perspektivwechsel. Auf beiden Seiten müsse jetzt Vertrauen wieder hergestellt werden und Sundern dürfe aus den Verhandlungen nicht als zweiter Sieger hervorgehen. „Wir müssen dem Bürger klar verkaufen können, was für Vorteile der Ferienpark für ihn hat,“ sagte SPD-Fraktionschef Michael Stechele und machte deutlich, dass es durchaus eine „Schmerzgrenze“ gebe. FDP-Fraktionschef Rüdiger Laufmöller zeigte sich angesichts des „Forderungskatalogs“ einigermaßen ungehalten. Er wolle sich nicht zu einer Marionette machen lassen. In einem funktionierenden Ferienpark sehe er aber auch heute noch eine Bereicherung für Sundern, auch wenn die anfängliche Goldgräberstimmung gewichen sei.
Becker : „Mit einer Stimme sprechen“
Grünen-Fraktionschef Toni Becker sagte, für ihn gebe es noch viele offene Fragen und er habe nach wie vor Zweifel, ob der Ferienpark wirklich komme. „Und wenn wir nicht mit einer Stimme sprechen, haben wir ganz schlechte Karten!“, fügte er hinzu. WISU-Fraktionschef Hans Klein erneuerte in der Sitzung die Position Ja zum Ferienpark, aber nicht um jeden Preis. CDU-Fraktionschef Stefan Lange machte klar, dass er persönlich das Ferienparkprojekt durchaus kritisch sehe und dass er viele Fragen stellen werde, auf die er nachvollziehbare Antworten erwarte.
„Wir hören uns das an und werden die Ergebnisse im Nachgang bearbeiten,“ fasste Bürgermeister Detlef Lins die Marschrichtung zusammen und fügte hinzu: „Gemeinsam kriegen wir das hin.“
Eine Antwort
„Forderungskatalog“!?? Der Bürgermeister hat vollkommen Recht, er war bisher falsch positioniert, jetzt sollte er sich mal auf den richtigen Stuhl setzen! Aber auch juristischer Sachverstand hilft ihm hier nicht weiter, wenn man nicht wirklich weiß, was gut ist für die Stadt.
Warum geht es nach Meinung aus seinem Haus jetzt nur um den Eingangsbereich? Das ist ein großes, verdammt großes Gesamtprojekt! Stellen sie doch bitte einen neuen, erweiterten Gesamtbebauungsplan auf! Der jetzige, rechtskräftige Plan ist unbestreitbar extrem revisionsbedürftig (um es mal nett zu sagen!). Will Wim & Co. sich in Richtung Dorf weiterentwickeln, kann dies genutzt werden, um die gröbsten Fehler der Vergangenheit jetzt in letzter Möglichkeit zu korrigieren. Als Ausgleichsfläche für eine maßvolle Erweiterung im Freibadgelände empfehle ich äußerst dringend die untere Hälfte der schon geplanten Bebauung am „Strand“ des Sorpesees. Diese Fläche darf auf keinen Fall privatisiert und bebaut werden! Sie liegt direkt an der meist frequentierten Sportanlage Sunderns (Geh‑, Skater‑, Radweg). Diese Fläche gehört prioritär schützenswert zum Erholungsgebiet Sorpesee und steht dem Bürger und allen Urlaubern und Touristen als Naturraum, der das Gebiet erst so reizvoll macht, zur Verfügung. Das hat auch den enormen Vorteil, dass die geplante Narbe in der Landschaft etwas verträglicher wird und die bei dem grausigen holländischen Geschäftsmodell (es sind bloß Investoren die einen „schnellen Euro“ machen wollen, die wiederum nur Investoren zur Realisierung einzelner Bebauungen suchen) zu erwartende Chaosbebauung wünschenswert versteckt werden kann.
Liebe Politiker, helfen sie der Stadt, sie können entscheiden, damit wirklich alles in der Hand der Stadt bleibt und wir nicht weiter zweiter Sieger bleiben (sehr schmeichelhaft ausgedrückt, diese Einsicht beim hoffentlich ernst zu nehmenden Perspektivwechsel!). Bisherige Bestrebungen liefen leider konträr zu dem eigentlichen positiven Ansinnen von Marketing. Aber es besteht Hoffnung, es bestehen noch Chancen! Macht daraus noch ein Projekt, für das man sich nicht schämen muss, ein Projekt pro Sundern.
Wenn das mit Wim und Co. nicht geht, findet sich Andere, mit Sicherheit Bessere!
Hermann‑J. Jürgensmeier