Sundern/Amecke. „Das ist etwas zum Mitnehmen und zum Auseinandernehmen!“, sagte Bürgermeister Ralph Brodel in der Ratssitzung zu der von ihm vorgelegten Risikoanalyse zur Ferienhausanlage Amecke. Er forderte die Politiker auf, das 101-seitige Papier als ersten Aufschlag zu einem Gesamtbild zu studieren, in den Fraktionen zu diskutieren und offene Fragen zu stellen. „Wir haben keinen Druck!“, sagte Brodel. Druck habe nur der Holländer, denn der müsse 500 Millionen frisches Geld verbuddeln.
Kontakt zu vielen Bürgermeistern
Brodel sagte, er wolle gerne auch die von der WiSu beantragte Sondersitzung des Rats zu diesem Thema einberufen, allerdings erst, wenn alle Informationen auf dem Tisch lägen. Er berichtete von der derzeit laufenden Kontaktaufnahme zu möglichst allen Bürgermeistern, bei denen die Firma Roompot bereits Ferienhausanlagen errichtet hat. Und er berichtete auch von ersten Eindrücken, dass der Investor nach 15 jahren, wenn er sein Geld verdient habe, das Interesse an den Anlagen verliere.
Brodel: Sauber abarbeiten
Er würde gerne im nächsten Jahr einen Haken an die Angelegenheit machen, sagte Brodel, „in welcher Richtung auch immer“. Er selbst sei dabei relativ leidenschaftslos, wolle aber alles sauber abarbeiten. Die Entscheidung liege einzig beim Rat und die Verwaltung solle den Politikern auch keine Vorgaben in eine Richtung machen. Wenn das dennoch geschehe, könne er ungemütlich werden.
Holländer „aus dem Busch gesprungen“
Der Bürgermeister berichtete auch von seinem ersten Gespräch mit den Holländern im August. Die seien plötzlich aus dem Busch gesprungen und hätten kräftig gewunken mit ihren Millionen. Er habe aber klar gemacht, dass er sich von Powerpoint-Präsentationen nicht beeindrucken lasse.„Wissen Sie, dass Sie der Grund sind, dass ich jetzt hier auf diesem Stuhl sitze?“, habe er sie gefragt.„Ich bin nicht deren Freund!“, versicherte er den Ratsmitgliedern. Und: „Wir sind in einer absolut komfortablen Situation. Von Geld lassen wir uns nicht locken.“ Mit der Möglichkeit, den Bebauungsplan aufzuheben, habe der Rat den Hebel in der Hand. Damit könne alles vertraglich geregelt werden, bis hin zur Farbe der Toilettendeckel. „Wenn sich die Investoren darauf einlassen, ist alles gut“, so der Bürgermeister.
Große Verantwortung für Rat
Brodel sprach aber auch von der großen Verantwortung, die auf dem Rat laste und die eine Entscheidung hier aus seiner Sicht schwieriger mache als beim Thema Windkraft. Es stelle sich die Frage, ob die Ferienhausanlage eine Wohltat für ganz Sundern sei, ob es künftig zu viel Tourismus in Amecke gebe, ob der Sorpesee das verkrafte? Das müsse nun ganz in Ruhe abgewogen werden.
Becker: Zweifel an Arbeitsplatzprognose
Friedrich Becker, CDU-Ratsmitglied aus Amecke, sprach von einem Déjà-vu. Er erinnerte an die sehr ernüchternde Besichtigung eines Ferienparks in der Eifel vor knapp zehn Jahren. „So nicht!“ sei damals das Fazit von Politik und Verwaltung gewesen. Nach seinen Erfahrungen bezweifele er die Arbeitsplatzprognose des Investors. Statt 150 Arbeitsplätzen erwarte er 10 bis höchstens 20, überwiegend im Niedriglohnsektor „und mit polnischen Kennzeichen auf dem Parkplatz“. Besonders kritisch bewertete er auch das Begehren des Investors, den Bebauungsplan für den Eingangsbereich unbedingt zu ändern. „Das stört mich!“
Klein: Anlage hat nichts Parkartiges
Den Amecker Ratskollegen Hans Klein von der WiSu stört schon der Begriff Investor. Konsequent sprach er nur von Spekulanten. Gut sei, dass die Risikoanalyse von einer Ferienhausanlage und nicht von einem Ferienpark spreche. Denn mit talseitig bis zu vierstöckigen Betonklötzen habe so eine Anlage nichts Parkartiges. Klein forderte jetzt eine Einwohnerversammlung in der Amecker Schützenhalle für alle Sunderner Bürger, um viele noch offene Fragen zu klären. Er erinnerte daran, dass es zur Begleitung eines ähnlichen Projekts in Medebach am Ende 45 Bürgerversammlungen gegeben habe.
Stechele: Monstranz Tourismus hat auch Nachteile
SPD-Fraktionschef Michael Stechele forderte zu einer ausgewogenen Betrachtung auf. Zum einen erkenne man, dass der Tourismus, dessen Entwicklung man in Sundern über Jahrzehnte wie eine Monstranz vor sich getragen haben, auch Nachteile bringe wie Lärm, Verkehr und Emissionen. Es sei aber auch wichtig, sich klar zu machen, dass es nicht nur um die Entscheidung eines Ortsteils gehe.
Lange: Schon wieder der ominöse Eingangsbereich?
CDU-Fraktionschef Stefan Lange sagte, ihn mache es stutzig, dass es schon wieder um den ominösen Eingangsbereich gehen solle. Auch zur ebenfalls ominösen Bürgschaft und zur Ein-Euro-Abgabe gebe es noch Fragen.
Huff: Viel Infobedarf bei neuen Ratsmitgliedern
Siegfried Huff von der Linken sprach für die nicht wenigen Ratsmitglieder, die neu gewählt im Rat sitzen und kein Déjà-vu erleben, sondern erstmals mit dem Thema konfrontiert werden. Die brauchten viel Zeit zum Einlesen und auch Unterstützung. Der Bürgermeister sagte einen begleitenden Arbeitskreis und bei Bedarf auch eine zusätzliche interne Informationsveranstaltung zu.
Funkstille bei Freibad-Förderverein
Auf Nachfragen sagte Bürgermeister Brodel, dass er sowohl von dem weiteren Investor, der Interesse an einer Teilfläche gezeigt hatte, als auch vom Förderverein zur Wiederherstellung des Amecker Freibads seit dem Frühjahr nichts mehr gehört habe. „Man sei auf einem guten Weg“ sei das letzte, was der Förderverein mitgeteilt habe.