Arnsberg/Sundern. In Sundern fährt der Bürgerbus bereits seit über 18 Jahren, in Arnsberg seit knapp sechs Monaten. „Eine Idee setzt sich durch!“ freut sich Michael Breier, Vorsitzender des Bürgerbusverbunds Sauerland-Hellweg. Denn nach Arnsberg im Sommer hat vor zwei Monaten als zehntes Verbund-Mitglied auch der Bürgerbus Möhnesee Fahrt aufgenommen und das soll jetzt gefeiert werden. Ehrengast der Festveranstaltung am Samstag, 16. Januar ab 14.30 Uhr in der Gebrauchtwagenhalle des Autohauses Rosier an der Bruchhausener Straße wird NRW-Verkehrsminister Michael Groschek sein. Denn NRW ist Bürgerbus-Land Nr. 1 und der von Michael Breier geführte Verbund nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein.
Längst mehr als schmückendes Beiwerk
Während der 2013 geschaffene Bürgerbusverbund bereits den Start des elften Bürgerbusses in Welver im Laufe des Jahres vorbereitet, berichtet Michael Breier von einem „echten Mentalitätswechsel“ in den letzten beiden Jahren: „Man nimmt uns anders wahr, am Anfang waren wir nur schmückendes Beiwerk, inzwischen werden wir als echter Baustein des Öffentlichen Personennahverkehrs anerkannt.“ Breier kann nicht nur verkünden, dass der Bürgerbus in Kriterien wie Pünktlichkeit, Sicherheit und Wartung nicht hinter dem Großbus zurückstehen braucht, sondern kann für die letzten beiden Jahre auch Steigerungen der Fahrgastzahlen um 18,5 und 12 Prozent vorlegen. Im letzten Jahr waren es 62.276 Fahrgäste, die mit den Bürgerbussen unterwegs waren. Fast 22.000 Fahrgäste waren dabei mit den beiden Sunderner Bürgerbuslinien unterwegs. „Für zwei achtsitzige Fahrzeuge eine erstaunliche zahl,“ findet Breier. Auch der Balver Bürgerbus meldet mit über 12.000 Fahrgästen weiteren Zuwachs auf höchstem Niveau. In Bad Sassendorf hat der Bürgerbus im zweiten Jahr seines Bestehens einen großen Sprung v0n 5694 auf 8533 Fahrgäste gemacht. Eine Entwicklung, die Breier so auch in Arnsberg erwartet.
Arnsberger Bus im Bereich der Erwartungen
Der Arnsberger Bürgerbus, der Ende Juli mit zwei am Hüstener Markt verknüpften Linien über Müschede nach Wennigloh und über Bruchhausen nach Niedereimer fährt, hatte 2015 in fünf Monaten genau 1387 Fahrgäste. Das liege genau im Bereich der Erwartungen, sagte Breier, ein neuer Bus auf einer bisher nicht befahrenen Linie müsse sich erst bekannt machen. Für das laufende Jahr 2016 rechnet Breier bereits mit über 5000 Fahrgästen auf den Arnsberger Linien.
Rollstuhlplatz wird noch kaum genutzt
Der Arnsberger Bürgerbus ist der erste im Verbund, der mit einer Hubbühne für Rollstuhlfahrer komplett barrierefrei ist. Das Angebot wird allerdings bisher kaum genutzt. „Da müssen wohl noch Wände eingerissen werden,“ meint Breier, der allerdings davon überzeugt ist, dass die Barrierefreiheit überall kommt. In Kürze soll auch der neue Bus in Meschede so ausgestattet werden.
Hälfte der Fahrgäste steigt um
Nach ersten Analysen steigt etwa die Hälfte der Bürgerbus-Passagiere in Arnsberg in den großen Bus um und nutzt das Verbundticket für beide Fahrten. Die andere Hälfte zahlt ihre Bürgerbus-Fahrt ganz überwiegend mit Sparkassentalern. Die Sparkasse als Werbepartner ermöglicht den Unterhalt des Bürgerbusses. Neben dem Anschaffungszuschuss des Landes und der ehrenamtlichen Tätigkeit der Fahrer ist das eine der wesentlichen Säulen der Finanzierung.
Immer mehr jüngere Fahrer
An ehrenamtlichen Fahrern herrsche derzeit kein Mangel, so Breier, doch seien neue Fahrer stets willkommen. bei der Altersstruktur der Fahrer zeichne sich derzeit eine Veränderung ab. neben den vielen oft langjährigen Fahrern im Rentenalter gebe es immer mehr Fahrer aus der jüngeren Altersgruppe von 35 bis 60, die teils nur zwei oder vier Stunden pro Woche am Steuer sitzen und ihre Touren neben der Arbeitszeit absolvieren. In Möhnesee setze sich regelmäßig auch der Bürgermeister ans Bürgerbus-Steuer.
Umsteigen soll noch leichter werden
Für die nächsten beiden Jahre hat Breier auch eine Durchleuchtung des gesamten Streckennetzes angekündigt. Ziel sei es, die Bürgerbus-Fahrpläne noch besser mit denen der großen Busse und auch der Bahn zu koordinieren, um die Wohngebiete enger an die Regiobusse anzuknüpfen und den Umstieg noch leichter zu machen. Auch die Übernahme einzelner Linienäste der gr0ßen Busse durch den Bürgerbus solle geprüft werden. In Arnsberg laufe zudem die zweijährige Testphase, an deren Ende eine Optimierung der Linien und Haltestellen stehen solle. Breier hofft zudem auch auf die Genehmigung eines Pilotprojekts für die Einführung eines Halts auf Zuruf von außen. Bisher könne der Fahrer zwischen den Haltestellen nur halten, wenn ein Fahrgast an Bord des Busses dies wünsche. Diese Regelung werde sehr intensiv genutzt. Die Möglichkeit, den Bus auch vom Straßenrand zu stoppen, würde es möglich machen, bis auf ein paar Kernhaltestelle auf Haltestellen zu verzichten. „Ein nicht unerheblicher Kostenfaktor,“ so Breier. beim neuen Bürgerbus am Möhnesee habe er gerade über 7000 Euro für Haltestellenschilder ausgegeben. Ein solches Pilotprojekt werde aber sicher nicht in Arnsberg, sondern auf einer etablierteren Bürgerbuslinie ausprobiert.
Acht Bürgerbusse werden bei Rosier gewartet
Die Veranstaltung mit Minister Groschek findet im Autohaus Rosier statt, weil auch Rosier Werbepartner des Bürgerbusses und bei acht der zehn Busse für Wartung und Reparatur verantwortlich ist. „Da ist über die Jahre eine gute Zusammenarbeit gewachsen,“ so Rosier-Prokurist Stefan Becker. „Wie auch Taxis haben die Bürgerbusse in unserer Werkstatt Vorrang, um sie schnell wieder auf die Straße zu bringen“, fügt Serviceleiter Volker Dönges hinzu. Tatsächlich ist in all den Jahren nur einmal ein Bürgerbus komplett ausgefallen. „Weil sie uns die Kennzeichen geklaut haben, das war auf die Schnelle nicht zu regeln,“ so Michael Breier. Auch bei der Koordination der 130 Fahrer, die Michael Breier als Geschäftsführer und Fahrdienstleiter aller zehn Vereine verantwortet, hat es noch keinen Ausfall gegeben. „Dass kein Fahrer da war, gab es noch nie, höchstens, dass gleich zwei fahren wollten.“
Am 16. Januar alle eingeladen
Die Veranstaltung am 16. Januar bei Rosier wird ein großes dreistündiges Event, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Alle zehn Bürgerbusse werden vor Ort sein und prominent präsentiert, alle Fahrer sind eingeladen und Politiker aus allen Bürgerbus-Städten. Neben Minister Michael Groschek werden auch die Bürgermeister von Arnsberg und Sundern sprechen. Eine Podiumsdiskussion über die Zukunft des ländlichen Nahverkehrs wird vom Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese moderiert.