Arnsberg. Haus Honningh ist eins der dominierenden historischen Gebäude der Arnsberger Altstadt. Durchschreitet man den Glockenturm, fällt der Blick sofort auf das eindrucksvolle Gebäude, das 1601 nach dem großen Stadtbrand als wichtiger Außenposten des kurkölnischen Landesherren entstand. 2012 erhielt Haus Honningh durch einen neuen Eigentümer eine neue Chance. Dr. Meinolf Schultebraucks, der den Bau seither schrittweise und mit höchstem denkmalpfelegerischen Anspruch instand setzt, kann für die aufwändige Restaurierung jetzt zusätzliche 60.000 Euro einplanen, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Mittel der GlücksSpirale zur Verfügung stellt.
Fördervertrag für Restaurierungsarbeiten
Am Montag überbrachten Rolf Klostermann, Leiter des Ortskuratoriums Sauerland der DSD, und Jutta Dewenter, Bezirksleiterin beim WestLotto einen entsprechenden Fördervertrag. Die Mittel stehen insbesondere für die Natursteinarbeiten an fünf Sandsteingewänden an Giebel und Traufseite, aber auch für die Restaurierung von 20 Außenfenstern und die Aufarbeitung von Holzfußböden zur Verfügung. Klostermann und Deventer und auch Kreisheimatpfleger Hans-Jürgen Friedrichs aus Bestwig, die das Haus allen noch nicht kannten, zeigten sich begeistert von der insgesamt sehr guten Bausubstanz und den vielen Schätzen, die dort wieder freigelegt worden sind. Denn auch Arnsberger, die das Haus von innen gut kennen aus der Zeit, als die Künstlergruppe Sepia dort Ateliere und Ausstellungsräume hatte, können inzwischen viel neues entdecken. Denn im Laufe der Jahrhunderte waren Decken abgehängt, Böden überbaut, Zwischenwände eingezogen, Fenster und Kamine zugemauert worden. Die beiden großen Sandstein-Kreuzstockfenster links und rechts des Eingangsportals waren um 1900 ganz verschwunden und durch weit kleinere Holzfenster ersetzt worden. Die beiden einst hohen Räume im Erdgeschoss hatten ihren repräsentativen Charakter dadurch völlig verloren. Diese Bausünden sind inzwischen behoben. Die beiden Fenster des Portals sind rekonstruiert, mit grünem Anröchter Sandstein und bleiverglasten Fenstern. Auch im Inneren geht es voran.
Denkmalschutz ein Herzensanliegen
Für Dr. Meinolf Schultebraucks, der in Welver auf Burg Vellinghausen lebt, ist der private Denkmalschutz ein Herzensanliegen. In seiner Schreinerwerkstatt fertig er historische Bleiglasfenster auf historischen Maschinen sogar selbst an. Mit Haus Honningh hat er aus seiner Sicht das ideale Objekt gefunden, in das er „gemeinsam mit der Familie“ sein Erbe steckt – und in das er nach der Fertigstellung in ein oder zwei Jahren vielleicht sogar einmal selbst einziehen wird. Denn Ziel des Sanierungskonzepts ist neben dem Denkmalschutz die Schaffung von zwei Wohnungen. Aber auch eine geschäftliche oder – und das wäre ihm am Liebsten – kulturelle Nutzung der Erdgeschossräume wäre möglich.
Heilige drei Könige im Keller
1601 ließ der Kölner Erzbischof das repräsentative Gebäude für seinen Repräsentanten in Arnsberg, den Landschreiber des Herzogtums Westfalen Rudolf Honningh, errichten. Der Stadtgeschichte zufolge wurden in dem Gebäude im Rahmen der Verhandlungen zum Ende des 30-jährigen Krieges Gesandte untergebracht und von 1794 bis 1803 sollen hier die aus dem Kölner Dom evakuierten Gebeine der Heiligen Drei Könige vor dem Zugriff der französischen Truppen versteckt worden sein. „Wer kann schon behaupten, dass er die Heiligen drei Könige bei sich im Keller hatte“, sagt Schultebraucks, der sich auch für eine weitere Aufarbeitung der spannenden Geschichte des Hauses einsetzt.
Sandsteinpilaster, Spicksteinböden und barocke Türen
Der städtische Denkmalpfleger Ralf Herbrich hat Haus Honningh als herausragendes Baudenkmal umfassend dokumentiert und ist sehr erfreut, dass das Haus, das lange in städtischen Besitz war und im Rahmen der Haushaltssanierung verkauft wurde, an einen Käufer mit einem so überzeugenden denkmalpflegerischen Konzept gegangen ist. Die Dokumentation war auch Grundlage des Förderantrags bei der Stiftung Denkmalschutz. Darin heißt es: „Das stattliche, giebelständige Gebäude mit Satteldach steht auf einem mittelalterlichen Gewölbekeller. Die Erschließung des massiven, heute verputzten Erdgeschosses erfolgt durch ein Portal, das von Pilastern aus Rüthener Sandstein und einem Oberlicht gerahmt wird. An der Traufseite zur Soester Straße hin sind heute noch sandsteinerne Kreuzstockfenster erkennbar. Über dem Erdgeschoss kragt der Giebel in Fachwerkbauweise in zwei Geschossen aus. Innen finden sich im Erdgeschoss ein offener Küchenkamin, Spicksteinböden, barocke Türen mit originalen Beschlägen, eine historische Treppenanlage und ein Lastenaufszugsrad im Dachgeschoss aus der Erbauungszeit. Das Gebäude wurde über die Jahre durch viele Ein- und Umbauten verunklärt, besitzt jedoch noch einen großen Teil an Originalsubstanz. Der jetzige Eigentümer hat das Gebäude im Jahr 2012 erworben und setzt es seither schrittweise und in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden wieder instand. Die diesjährigen Arbeiten sollen den Abschluss der bereits in hoher denkmalpflegerischer Qualität durchgeführten Maßnahmen bilden.“
Auch andere Projekte in Arnsberg und Sundern gefördert
Haus Honnigh ist eines der über 380 Projekte, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale allein in NRW bisher fördern konnte. Auch der Klostergarten in Oelinghausen, die Rodentelgenkapelle in Bruchhausen und die Auferstehungskirche gehören zu den Förderprojekten der DSD, ebenso Haus Amecke und Schloss Melschede in Sundern.