Sundern. Im Rathaus Sundern ist am Montag morgen ein Brief an Bürgermeister Brodel eingegangen, in dem ein Antrag auf ein Bürgerbegehren in Sachen Windkraft gestellt wird. Die Unterzeichner dieses Briefes, fünf Ortsvorsteher und Sprecher von vier Bürgerinitiativen, bezeichnen sich als Vertreter vieler Bürger aus Allendorf, Altenhellefeld, Amecke, Endorf, Hellefeld, Linnepe, Stemel und Westenfeld. Sie beantragen, dass die Bürger der Stadt Sundern in einem Bürgerentscheid über die Vorrangzonen zu Windkraftanlagen eigenständig entscheiden sollen.
Nur eine große Waldfläche auf der „Waldeshöhe“
„Wir sind gegen die bisherigen Alternativen der Vorrangflächen,“ schreiben die Antragsteller. Und:
„Wir begehren, dass in der Stadt Sundern Vorrangflächen für Windkraftanlagen ausschließlich im Bereich der ‚Waldeshöhe‘ bis in die südlichen Waldflächen-West ausgewiesen werden.“ Ihre Flächenkulisse sei aus diversen Gründen optimal geeignet, um der Windkraft in der Stadt Sundern substantiell Raum zu geben:
- Ausreichende Anzahl von Windkraftanlagen sei dort möglich.
- Hinsichtlich der Fläche dürfte der „substanzielle“ Wert von 10 Prozent leicht erreicht werden.
- Überwiegend seien die Flächen dort im privaten Eigentum.
- Flächen der Stadt Sundern seien dort ebenfalls vorhanden, so dass die Stadt hier die Chance habe, Pachteinnahmen für den städtischen Haushalt akquirieren zu können.
- Das Schutzgut „Mensch“ könne an diesem Standort bei der Auswahl der Vorrangflächen optimal berücksichtigt werden.
- Jeder Ortsteil in der Stadt Sundern sei mindestens zwei Kilometer entfernt. Das entspreche der in Bayern üblichen Abstandsfläche „Höhe der WKA x 10“.
- Der Schattenwurf, der Infraschall, der Geräuschpegel und die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes spielten keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
- Nach dem Artenschutzgutachten, das die Stadt Sundern in Auftrag gegeben habe, brüteten dort weder der Schwarzstorch noch der Milan. Hoch fliegende, gefährdete Fledermäuse seien dort ebenfalls nicht vorhanden.
- Bei den Flächen handele es sich um rein forstwirtschaftliche Flächen mit Nadelhölzern. Es sei also kein Laubwald betroffen. Naturschutzverbände wie der B.U.N.D. unterstützten die Auswahl dieses Standortes.
- Die Flächenauswahl sei sehr konfliktarm und für die Einwohner der Stadt Sundern sozial verträglich.
„Alle wesentlichen Ziele erreicht“
„Damit werden die wesentlichen Ziele bei der Auswahl von möglichen Flächen erreicht!“, schreiben die Antragsteller und verweisen darauf, dass auch die Bezirksregierung an der Waldeshöhe Flächen als geeignete Standorte ausweise, und die Kreisverwaltung einen Großteil dieser Fläche priorisiere, wobei sie lediglich beim Landschaftsbild gewisse Einschränkungen sehe.
Weiter heißt es in dem Antrag: „Nach den Informationen in der letzten Sitzung des Rates der Stadt Sundern haben wir den Eindruck gewonnen, dass die Stadt Sundern alle bisher angedachten Vorrangflächen als Potentialflächen benennt, damit der Windkraft mit ca. zehn Prozent substantiell Raum einräumt werden kann. Das Gebiet um die Waldeshöhe und um die südlichen Waldflächen-West wurde in der Sitzung jedoch nicht als machbar dargestellt. Manche aktuell noch ausgewiesene Fläche dürfte eine Geisterfläche sein, die aus unterschiedlichen Gründen von der Stadt Sundern wieder gestrichen wird. Das wurde in der Sitzungsvorlage deutlich.“
„Der Mensch hat klare Priorität“
Abschließend schreiben die Ortsvorsteher Anton Lübke (Allendorf), Reiner Tillmann (Endorf), Sybille Rohe-Tekath (Hellefeld), Franz-Fr. Bruchhage (Linnepe) und Christoph Schulte (Stemel) sowie die BI-Vertreter Anna Wiezcorek (Altenhellefeld), Hans Klein (Amecke), Reinhard Lohmann (Hellefeld) und Franz Tebbe (Westenfeld): „Wir Vertreter vieler Bürger in acht Ortsteilen sind für die Windkraft in der Stadt Sundern. Wir sind sicher, den optimalen Standort unter Berücksichtigung aller Schutzgüter hiermit genannt zu haben. Der Mensch in Sundern hat bei unserem Vorschlag klare Priorität!“
Das Schreiben: Bürgerbegehren
8 Antworten
Endlich mal ein Vorschlag, der in die richtige Richtung geht.
Absolut korrekt, vor allem auch die städtischen Flächen, hier könnte ein
großer Nutzen für die Stadt Sundern selbst entstehen.
Egal ob man den Vorschlag gut oder schlecht findet. Es kann nicht sein, dass bei der Auswahl von entsprechenden Flächen Eigentumsverhältnisse eine Rolle spielen. Auch dann nicht, wenn die Kommune Besitzerin ist.
Die Fläche ist schon mit allen Kriterien untersucht worden und daher hat der Vorschlag zunächst einmal überhaupt nichts mit Eigentumsverhältnissen zu tun.
Es ist nur richtig, das diese Fläche die Einwohner von Sundern am wenigsten stören wird, da sie fernab der Hauptbebauung in einem Waldgebiet liegt.
Sundern hat in den südlichen Waldflächen ein riesiges Windkraftpotential. Die windhöffigsten Standorte sind praktisch überall im Stadtgebiet auf Höhenzügen, die gleichzeitig zumeist biologisch arme Fichtenmonokulturen darstellen. Windkraft in Tälern und versteckten Orten funktioniert nicht.
Unabhängig davon, ob nun die Stadt sogar eigene Anlagen betreiben könnte, wäre mit einer Nutzung des großen Potentials eine finanzielle Genesung der Stadt allein schon über die Steuereinnahmen garantiert. Man muß es einfach nur wollen.
Um die Ausweisung von Vorrangflächen von Windkraftanlagen im Stadtgebiet Sundern wird man über kurz oder lang nicht mehr herum kommen und aus energiepolitischer Sicht ist das auch gut so. Bezüglich des nun vorgeschlagenen Standortes im Bereich Waldeshöhe/Denstenberg gibt es meiner Meinung nach aber noch eine Menge Frage die zu Berücksichtigen sind. Vor kurzem wurde von erfreulichen Zuwächsen beim Tourismus in Sundern berichtet. Da wäre es mal interessant zu erfahren, wie die, dieses Gebiet umschließenden Ortschaften Wildewiese, Hagen, Allendorf, Stockum, Endorf und Röhrenspring an den Zuwächsen beteiligt waren. Wie würde sich eine solche Konzentration von Windkraftanlagen auf den Tourismus in diesem Bereich auswirken?
Was ist überhaupt aus der Planung eines Pumpspeicherkraftwerks am Sorpeberg geworden? Ist dieses Thema gestorben oder soll in diesem Bereich ein Zentrum für regenerative Energien im Stadtgebiet Sundern entstehen? Wie wirkt sich das auf die Einnahmen der Stadt aus? Inwieweit können Einnahmen aus der Windkraft die Einbußen bei Tourismus und Waldwirtschaft für die Stadt auffangen?
Wer einmal bei schönem Wetter in dieser Region spazieren war, wird feststellen, das man dort auf viele Spaziergänger/Wanderer und Radfahrer trifft, welche auch offensichtlich nicht aus der Stadt Sundern stammen. Der Versuch in den einschlägigen Lokalen dieser Gegend an solchen Tagen eine Sitzgelegenheit zu bekommen kann sich auch schon mal schwierig gestalten. Ob dies auch noch der Fall ist wenn sich dort Windkraftanlagen konzentrieren wage ich jedoch zu bezweifeln.
Diese Bedenken finde ich sehr vernünftig und frei von Polemik formuliert. In diesem Ton sollte die Diskussion geführt werden.
Die städtischen Einnahmen aus Windkraft werden sicherlich die aus Tourismus deutlich übertreffen. Dennoch sollte das kein Grund sein, den Tourismus nun zu benachteiligen, der jahrzehntelang mit viel Mühe und auch Kapitaleinsatz angekurbelt wurde.
Deshalb bin ich auch für eine Konzentration der Windkraft in einem einzigen großen Gebiet, und das fernab der Ortschaften.
Über kurz oder lang wird es solche Konzentrationszonen für Windkraft im gesamten Sauerland geben und ebenso in anderen Tourismusregionen (Eifel). Von daher werden Touristen überall mit diesem Thema konfrontiert. Bei vernünftiger Planung sollte Windkraft keinen Schaden für den Tourismus bringen. Ohne diese Planung hätten wir einen GAU, nämlich die totale Verspargelung.
Ich bin jetzt zwar kein Steuerfachmann, und daher ggf. für Berichtigungen auch dankbar, aber ich sehe diese Steuereinnahmen zumindest kurz bis mitteldfristig nicht als sonderlich hoch an. Ich weiß zwar nicht genau wo die Einnahmen aus solchen Windkraftanlagen versteuert werden, am Aufstellungsort oder am Firmensitz des Betreibers, aber die Investitionen einer solchen Anlage sind mit Sicherheit nicht nach drei oder vier Jahren amortisiert. Im Extrefall werden daher Steuereinnahmen erst in mehreren Jahren und nur von heimischen Investoren fließen. Am ehesten ist daher wohl mit Einnahmen aus der Verpachtung der Flächen zu rechnen. Und da stellt sich dann wieder die Frage ob diese Einnahmen dann ausreichen die Verluste aus anderen Quellen auszugleichen.
Die Zeit, eine Bürgerwindgesellschaft zu gründen, ist nun leider davongelaufen. Man muß das Feld den auswärtigen Investoren überlassen. Aber auch dann kann verhandelt werden, dass der Großteil der Steuereinnahmen vor Ort verbleibt.
Die Investitionen werden über die Laufzeit der Anlage abgeschrieben. Es entstehen also vom ersten Jahr an Steuereinnahmen. Auch aus verpachteten Flächen entstehen ebenfalls Steuereinnahmen.
Man kann grob mit 20–40.000 € Steuereinnahmen pro Anlage pro Jahr rechnen wenn die Anlage profitabel arbeitet – und das ist extrem vom Standort (Stichwort: Windhöffigkeit) abhängig.